204: Statistisches über die Holocaust-Opfer

W. Benz und W.N. Sanning im Vergleich

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Der nachfolgende Beitrag ist ebenso ein Teil “meines” Sammelwerks Grundlagen zur Zeitgeschichte. Er ist das Ergebnis einer ausführlichen Analyse des 1991 erschienenen Sammelwerkes Dimension des Völkermords, herausgegeben vom Berliner Antisemitismusforscher Dr. Wolfang Benz. Darin versuchen Benz und Kollegen, die Zahl der Juden zu ermitteln, die dem Nazi-“Holocaust” zum Opfer fielen. Dieses Sammelwerk war eine Reaktion auf die revisionistische Monographie Die Auflösung des osteuropäischen Judentums von Walter N. Sanning, die acht Jahre zuvor erschienen war. Als ich anno 1993 an der Herausgabe der Grundlagen arbeitete, stolperte ich durch Zufall über diesen Sammelband. Da ich ein Exemplar von Sannings Buch zur Hand hatte, begann ich, beide Bücher parallel zu lesen, wobei ich alle statistischen Daten miteinander verglich und mir laufend Notizen machte. Das ganze fasste ich dann schließlich zu einem Artikel zusammen, in dem ich die Ergebnisse beider Bücher gegenüber stellte. Die spätere, etwas erweiterte englische Übersetzung beinhaltet zudem weiteres statistisches Material, mit dem die erhaltenen Ergebnisse überprüft werden.

Wie viele Juden sind demnach spurlos verschwunden? 6 Millionen, wie Benz behauptet, oder nur etwa 300.000, wie uns Sanning glauben machen will? Wie Sie beim Lesen meines Artikels entdecken werden, scheinen beide Zahlen unrichtig zu sein, obwohl die von Benz wesentlich realitätsferner zu sein scheint als die von Sanning.

1. Einleitung

Kontroverse Diskussionen über den Holocaust pflegen häufig in einer Sackgasse zu enden, indem sich eine Partei darauf zurückzieht, es sei schließlich eine unbestreitbare Tatsache, daß nach dem Zweiten Weltkrieg 6 Millionen jüdische Menschen fehlten. Es komme daher überhaupt nicht darauf an, wie die Menschen damals umgebracht worden seien. Doch ist die Opferzahl wirklich unbestritten?

Bei der oben angeführten Argumentation wird zumeist übersehen, daß die Zahl ‘sechs Millionen’ lange Zeit auf nichts anderem beruhte als auf den Aussage vom Hören-Sagen zweier deutscher SS-Bürokraten vor dem Internationalen Militärtribunal (IMT), und zwar auf die nur schriftlich vorgelegte Aussage Wilhelm Hoettls[1] und die mündlich, wenn auch ohne Kreuzverhör vorgetragene Aussage von Dieter Wisliceny.[2] Angeblich wollen sie diese Zahl von Eichmann gehört haben,[3] der dies jedoch später abstritt.[4] Beide Zeugen wurden aufgrund ihrer Aussage in Nürnberg vom Angeklagten- in den zumeist lebensrettenden Zeugentrakt verlegt. Während Wisliceny und Eichmann später abgeurteilt und gehenkt wurden, wurde W. Höttl nie gerichtlich verfolgt, obwohl er ähnlich tief in die Judendeportationen verstrickt war. Offensichtlich hat man ihm für seine Dienste Straffreiheit zugesagt und dieses Versprechen ihm gegenüber im Gegensatz zu Wisliceny auch gehalten. Über nähere Details der Art und Weise, wie die Aussagen solcher gezwungenen Zeugen während der Nürnberger Prozesse erworben wurden, vergleiche den Beitrag von M. Köhler im Buch.

J. Hoffmann hat jüngst darauf hingewiesen, daß bereits am 4. Januar 1945 der sowjetische Chefgreuelpropagandist Ilja Ehrenburg in der sowjetischen Auslandspresse die Sechs-Millionen-Zahl verbreitet hat.[5] Der Ursprung der Sechs-Millionen-Zahl, die zwischenzeitlich selbst von etablierten Historikern als ‘Symbolische Zahl’ relativiert wurde,[6] ist also mehr als zweifelhaft. Es darf daher nicht wundern, daß auch weltbekannte Statistiker schon frühzeitig anmerkten, daß die Opferzahlfrage mitnichten geklärt sei.[7]

Revisionistische Forscher pflegen sich zur Einleitung der Diskussion um die Holocaust-Opfer zumeist auf eine Veröffentlichung der Baseler Nachrichten vom. 12.6.1946 zu beziehen, die von maximal 1,5 Millionen jüdischen Opfern des Nationalsozialismus ausging, sowie auf die Tatsache, daß das Internationale Rote Kreuz in seinen Tätigkeitsberichten nach dem Krieg niemals etwas von einer systematischen Judenausrottung durch Gaskammern in Vernichtungslagern berichtete.[8] Benz merkt zu Recht an, daß der Bezug auf verschiedene, unfundierte Zeitungsquellen und auf das IRK, das mangels Übersicht selber nie statistische Erhebungen über die Opferzahlen anfertigte, sehr zweifelhaft ist.[9] Es hat zwar seit Kriegsende einige Versuche zur Klärung der strittigen Opferzahlfrage gegeben,[10] eine dem Gewicht des Themas entsprechende Fachmonographie fehlte jedoch bis zu Beginn der achtziger Jahre. Erst im Jahre 1983 erschien in den USA das Buch The Dissolution of the Eastern European Jewry von W.N. Sanning[11], in dem anhand statistischen Materials zumeist aus jüdischen Quellen der Versuch angestellt wurde, die Opferzahl des Holocaust unter den Juden im Machtbereich des Dritten Reiches zu ermitteln. Da Sanning in seinem Buch zu dem Ergebnis kommt, daß allerhöchstens einige hunderttausend Juden im Machtbereich des Nationalsozialismus ihr Leben auf ungeklärte Weise verloren,[12] war zu erwarten, daß von etablierter Seite eine Gegendarstellung erscheinen würde, die mit einer Wucht statistischen Materials die ‘Symbolische Zahl’ von 6 Millionen jüdischer Opfer bestätigen würde. Und in der Tat: 1991 erschien eine 585 Seiten starke Publikation des offiziellen Instituts für Zeitgeschichte unter dem Titel Dimension des Völkermords.

»In der Gesamtbilanz ergibt das ein Minimum von 5,29 und ein Maximum von knapp über sechs Millionen [jüdischen Opfern der Holocaust].«[13]

So faßt der Herausgeber W. Benz das Ergebnis der statistischen Untersuchungen seiner 17 Koautoren zusammen, von denen sich jeder ein vom III. Reich besetztes oder mit ihm verbündetes Land zum Thema gemacht hat. Eine Richtigstellung muß aber gleich abgegeben werden:

»Selbstverständlich hatte das Projekt auch nicht den Zweck, irgendwelche vorgegebenen Zahlen (“Sechs Millionen”) zu beweisen.«,[14]

auch wenn das Ergebnis zufällig der offiziösen Zahl entspricht. Wir werden bei der nachfolgenden Abhandlung der einzelnen Beiträge in diesem Buch nur den verantwortlichen Herausgeber W. Benz erwähnen, um den Leser nicht mit einer Vielzahl neuer Namen zu irritieren.

W.N. Sanning schreibt in der Zusammenfassung seines 320 seitigen Werkes:

»- Anfang des Zweiten Weltkrieges gab es weniger als 16 Millionen Juden in der Welt […]

 

– In den Reihen der Roten Armee und in den sibirischen Arbeitslagern kamen etwa eine Million Juden um

[…]

– Den Krieg überlebten etwa 14 Millionen Juden […]«[12]

Von der fehlenden Million Juden seien ferner weitere zivile und militärische Verluste abzuziehen, so daß Sanning letzlich auf nur etwa 300.000 Juden kommt, die im deutschen Machtbereich des 2. Weltkrieges auf ungeklärte Weise umkamen.

Angesichts des fundamtentalen Widerspruches dieser beiden Werke stellt sich dem zeitgeschichtlich interessierten und kritischen Leser natürlich die Frage, welcher der beiden Autoren recht hat. Da die Antwort auf diese Frage von weittragender Bedeutung ist und angesichts der neueren Ergebnisse naturwissenschaftlicher und technischer Forschung einige Komplexe des Holocaust äußerst fragwürdig geworden sind, soll hier eine Gegenüberstellung der Arbeitsmethoden und Ergebnisse beider Werke erfolgen.[15]

2. Methodik

Dazu gliedern wir diese Analyse zuerst nach den Ländern, die im Zweiten Weltkrieg ganz oder teilweise unter deutsche Herrschaft kamen und betrachten dort die Entwicklung der jüdischen Einwohnerzahlen. Die Reihenfolge der Länder entspricht im wesentlichen der des Werkes von Benz, in dem ausschließlich diese Länder behandelt werden. Sanning dagegen flechtet weitergehendere bevölkerungsstatistische Betrachtungen auch außereuropäischer Länder ein, wodurch in seinem Werk keine strenge Reihenfolge der im deutschen Machtbereich befindlichen Länder eingehalten werden kann.

Die Staatsgrenzen der betrachteten Länder änderten sich im Zeitraum zwischen 1933 und 1945 zum Teil erheblich. Da in dem Werk von Benz jedes Land von einem anderen Autor behandelt wird, die sich über gemeinsame Grenzen offensichtlich nicht geeinigt haben, kommt es immer wieder zu Überschneidungen, die häufig zu Doppelzählungen führen.[16] Wir werden im Einzelfall darauf hinweisen und am Schluß diese Doppelzählungen aufsummieren. Da Sanning als Alleinautor seines Buches diese Abstimmungsschwierigkeiten nicht hatte, werden wir uns nachfolgend an seiner Wahl der Grenzen orientieren. Da das Benz-Werk bezüglich der Bevölkerungsstatistiken der Gebiete, die Hoheitsverschiebungen unterworfen waren, sehr detailliert ist, können wir hier die entsprechenden Korrekturen meist recht einfach durchführen.

Wir werden zu jedem Land bzw. zu jeder Ländergruppe zuerst eine kurze tabellarische Übersicht der Bevölkerungsstatistik jüdischer Menschen beider Werke gegenüberstellen. Nur wenn sich die statistischen Ausgangszahlen beider Werke merklich widersprechen, soll ein Blick auf die Fundierung der Daten und deren Berechnungen zur Entscheidung beitragen, wer die besseren Argumente hat. Auf die Solidität der von den Autoren zitierten Quellen wird ebenfalls nur in strittigen Fragen eingegangen werden.

Daran schließt sich eine Gegenüberstellung der Summe der jüdischen Menschenverluste im deutsch besetzten Europa an, wie sie von beiden Werken erarbeitet wurden, inklusive einer zusammenfassenden Sachkritik. Hierbei wird auch auf die Frage eingegangen, durch welche Methoden und an welchen Orten die von Benz vermeintlich festgestellten Opfer umgekommen sein sollen, wobei sich gewisse Widersprüche offenbaren werden.

Es folgt ein Überblick über die Anzahl jüdischer Auswanderer aus den europäischen Ländern unter ehemaliger deutscher Besetzung sowie eine Betrachtung der weltweiten Bevölkerungsentwicklung jüdischer Menschen vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Da diese Punkte nur von Sanning behandelt werden, kann hier kein Vergleich zum Benz-Werk gezogen werden – da das Benz-Werk acht Jahre nach Sannings Buch erschien, macht dies den Eindruck, daß zumindest bezüglich der Auswanderungsfrage kein sachlicher Widerspruch möglich war.

Schließlich wird die Arbeit von Sanning einer statistischen Kontrolle unterzogen, wie sie vor einiger Zeit bereits von einem schwedischen Statistiker durchgeführt wurde.

Um eine Unmenge von Fußnoten zu vermeiden, wird als Quellenverweis nachfolgend lediglich die Seitenzahl des jeweiligen Werkes angegeben, im Text mit der Initiale des entsprechenden Autors/Herausgebers (S bzw. B). Nur in wenigen Fällen wird auf die im jeweiligen Werk zitierte Quelle selber verwiesen.

3. Die Länder unter deutschem Einfluß

3.1. Deutschland und Österreich

BENZ Juden 10/41 Ref. Juden 1945 Ref. Todesfälle Ref. Opfer Ref.
Deutschland 164.-235.000 34ff. 20.000 52/64 139.-174.000 52/53
Österreich 60.000 68 5.000 71 48.767 74
SUMME 224.-295.000 25.000 188.-223.000
SANNING Juden 10/41 Ref. Juden 1945 Ref. Todesfälle Ref. Vermisst Ref.
Deutschland 164.000 175 27.000 176 14.000 176 123.000 176
Österreich 50.000 176 9.000 176 5.000 176 36.000 176
SUMME 214.000 34.000 159.000

Im Oktober 1941 wurde den Juden im deutschen Machtbereich die zuvor massiv geförderte Ausreise[17] aus dem deutschen Machtbereich erschwert.[18] Danach setzten schrittweise die Deportationen in Arbeits-, Konzentrations- und die sogenannten Vernichtungslager ein. Im weiteren wird daher auf dieses ungefähre Datum bezüglich der jüdischen Bevölkerungszahl vor dem Beginn der von den Holocaust-Vertretern beschriebenen Judenvernichtung Bezug genommen.

Die niedrige Zahl des Bestandes der Juden in Deutschland von Benz zu diesem Zeitpunkt gleicht der von Sanning, da beide auf einer Monatsmeldung der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland an das Reichssicherheitshauptamt beruhen. Da diese Vereinigung ein verlängerter Arm des nationalsozialistischen Staates war, ist diese Zahl recht zuverlässig. Benz geht allerdings davon aus, daß in dieser Zahl nur die ‘Volljuden’ enthalten sind und zählt noch ca. 43% ‘Halb-‘ und ‘Vierteljuden’ dazu.

Benz gibt für den Bestand der Juden in Österreich keine Zahl an, meint jedoch, daß zu Kriegsbeginn zwei Drittel der beim Anschluß in Österreich befindlichen Juden (definiert nach den Nürnberger Rassegesetzen) geflüchtet seien (B68). Demnach wären von 206.000 (B70) ca. 70.000 bei Kriegsbeginn verblieben. Eine weitere Verringerung um ca. 10.0000 ergibt sich durch die Auswanderung bis Oktober 1941, die im Altreich in diesem Zeitraum bei ca. 15% lag (B35).

Sanning stützt sich bezüglich Deutschland nur auf die Angaben der Reichsvereinigung. Bezüglich Österreichs verweist er auf zeitgenössische jüdische Quellen in Österreich und Amerika.

Benz gibt für die nach dem Krieg aufgefundenen Juden in Deutschland nur Schätzungen und für Österreich lediglich einen Wert ‘nach der Befreiung’ an. Diese Zahlen sind allerdings wegen des damals herrschenden Chaos sehr unzuverlässig. Sanning beruft sich auf Werte des bekannten Holocaust-Spezialisten G. Reitlinger, wobei der Wert für Österreich erst im Oktober 1947, also nach dem Abebben der größten Bevölkerungsverschiebungen in Europa ermittelt wurde.

Während Benz den Sterbeüberschuß der durch die Auswanderung vor allem junger Menschen völlig überalterten Juden im Reich zwischen 1941 und ’45 vernachlässigt, wird er von Sanning berücksichtigt. Dadurch verringert sich die Zahl der Vermißten bei ihm weiter. Dies macht die völlig gegensätzliche Betrachtungsweise der Autoren erkennbar, die im Falle von Benz davon ausgehen, daß die Differenz zwischen Vor- und Nachkriegsjuden der Vernichtung anheimfielen, wodurch eine Berechnung natürlicher Sterblichkeitsraten überflüssig erscheinen mag. Sanning dagegen geht erst einmal davon aus, daß die entstehende Differenz nicht gestorben ist, sondern zunächst nur als vermißt gilt. Nachfolgend werden uns noch weitere Unterschiede in der Behandlung statistischer Fragen auffallen, die am Ende zusammengefaßt werden.

Die Opferzahlen von Benz wurden von mir bei Deutschland um 21.000 und bei Österreich um 16.692 reduziert. Diese stellen nämlich Opfer dar, die ins europäische Ausland geflüchtet sind, dort aber später unter deutsche Herrschaft kamen und ebenso vernichtet worden sein sollen (B64(D) bzw. 74(A)). Da diese Menschen in den entsprechenden Ländern aber wiederum aufgeführt werden (vor allem Frankreich und Tschechoslowakei), ziehe ich diese ab. Wir merken uns 37.692 doppelt gezählte jüdische Opfer, die nachher von der bei Benz aufgeführten Gesamtsumme abzuziehen sind.

3.2. Frankreich, Benelux, Dänemark, Norwegen und Italien

BENZ Juden 10/41 Ref. Juden 1945 Ref. Opfer Ref.
Luxemburg 3.500-3.700 104 2.450 103 1.200 104
Belgien 52.000 109f. ?23.482 (? ist: 28.518 130
Frankreich 300.000 109 ?223.866 Stand 76.134 127
Niederlande 161.000 144 ?59.000 10/41 102.000 165
Dänemark 6.000 175 ?5.884 minus 116 185
Norwegen 1.800 187 ?1.042 Opfer- 758 196
Italien 34.000 201 ?28.086 zahl) 5.914 216
SUMME 558.500 ?343.860 214.640
SANNING Juden 10/41 Ref. Juden 1945 Ref. Vermisst Ref.
Luxemburg
Belgien
Frankreich
Niederlande
Summe:
460.000
168 500
61.000
238.000
36.500
169
169
169
169
Summe:
124.500
176
Dänemark
Norwegen
Summe:
8.000
175 Summe:
*7.000
169
169
Summe:
1.000
176
Italien 48.000 109 39.000 169 9.000 176
SUMME 516.000 382.000 134.000
* geflohen

Die großen Unterschiede in den Ausgangszahlen für Frankreich und die Benelux-Länder liegen darin begründet, daß es bis auf die Niederlande nur Schätzungen über die Zahl der vor dem Krieg dort ansässigen Juden gibt, da diese niemals statistisch erfaßt wurden und die Einwanderung aus Deutschland und Polen zum Teil unkontrolliert erfolgte. Während sich Sanning bei seinen Zahlen auf die Aussagen des American Jewish Yearbook 1940 (New York) und auf Reitlinger[19] stützt, die von einer knappen halben Million sprechen, geht Benz bezüglich Belgien und Frankreich grundsätzlich von Schätzungen aus. Grundlage bilden dafür u.a. Berichte deutscher Stellen, die allerdings oft die Anzahl der Juden wahrscheinlich aus propagandistischen Gründen enorm überhöhten.[20]

Die Opferzahl wird bei Benz nicht etwa aus der Differenz der Vorkriegs- zu den Nachkriegsjuden bestimmt, sondern aus der Zahl derjenigen, die angeblich nachweislich die Deportationen überlebt haben (2.566 von 75.720), wobei er sich auf S. Klarsfeld bezieht.[21] Als Überlebensnachweis gilt bei diesem die offizielle Rückmeldung der Deportierten in Frankreich nach dem Krieg sowie das zufällige Bekanntwerden des Überlebens derjenigen, die sich nicht offiziell zurückmeldeten. Der schwedische Bevölkerungsstatistiker C.O. Nordling führt zu recht aus, daß sich die Überlebenden unter den etwa 52.000 ausländischen Juden, die vor dem Krieg in Frankreich Zuflucht suchten und später nach Auschwitz deportiert wurden, nach dem Krieg kaum in Frankreich zurückgemeldet haben würden.[22] Auch die Überlebenden unter den verbliebenen etwa 23.000 französischen Juden, die zum Teil erst kurz vor dem Krieg die französische Staatsbürgerschaft angenommen hatten, werden nach dem Krieg zu einem nicht unerheblichen Teil unregistriert ausgewandert sein und sich in ihrer neuen Heimat möglicherweise einen anderen Namen zulegt haben,[23] so daß sie heute nur schwer auffindbar sind.

Somit kann die von Klarsfeld verwandte und von Benz übernommene Methode zur Opferzahlbestimmung kaum zu einem richtigen Ergebnis führen. Auch die Aussage ehemaliger Häftlinge, daß Ihre Familienangehörigen verschwunden seien, kann nicht überzeugen. Es hat bis heute viele Fälle gegeben, bei denen sich Familienmitglieder durch Glück nach Jahrzehnten wiedergefunden haben, die voneinander glaubten, der jeweils andere sei vernichtet worden.[24] Da die Familien damals bei der Inhaftierung auseinandergerissen und über ganz Europa verstreut wurden und es im Nachkriegschaos besonders für die entwurzelten Juden keine Möglichkeit gab, ihre Angehörigen zu suchen, ist das Fehlen eines Hinweises auf überlebende Familienmitglieder kein Beweis für deren Vernichtung. C.O. Nordling hat diese fehlerhaften, vorschnellen Schlüsse am Beispiel einer Untersuchung über das Schicksal der jüdischen Bevölkerung der polnischen Stadt Kaszony jüngst aufgezeigt.[25]

Eine weitere fehlerhafte Methode von Klarsfeld und Benz kann in der Annahme liegen, diejenigen Häftlinge, die bei Ankunft in Auschwitz ausselektiert wurden, also nicht offiziell im Lager aufgenommen wurden und somit auch keine Häftlingsnummer eintätowiert bekamen, pauschal als vergast zu verbuchen, weil sie angeblich wegen Arbeitsunfähigkeit nicht zu gebrauchen gewesen seien. Nordling[22] hat darauf hingewiesen, daß die ersten Transporte vom März bis Juli 1942 annähernd komplett in Auschwitz aufgenommen wurden, daß später allerdings größere Anteile nicht mehr im Lager registriert wurden. Geht man davon aus, daß Nichtregistierung Tötung durch Gas bedeutete, so wäre ein gegenteiliges Verhalten zu erwarten gewesen, wenn das Dritte Reich eine Vernichtungspolitik im Sinn hatte, denn 1943 war im Gegensatz zu 1942 der Arbeitskräftemangel in Deutschland wesentlich gravierender, so daß ein schonender Umgang mit den jüdischen Arbeitskräften angebracht gewesen wäre. Dieses Registrierungsverhalten weist also eher darauf hin, daß man zuerst das Lager Auschwitz mit Arbeitskräften füllte und später die über 30 beigeordneten Arbeitslager im Umfeld von Auschwitz sowie andere Lagerkomplexe. Zu dieser These paßt, daß die Männer eines Transportes aus dem Jahre 1942 erst im April 1944 in Auschwitz registiert wurden, also Tätowiernummern erhielten.[26] Sie wurden offensichtlich trotz Nichtregistierung im Jahre 1942 nicht getötet, sondern 11/2 Jahre in anderem Zusammenhang außerhalb von Auschwitz eingesetzt. Es ist uns nicht bekannt, woher Klarsfeld und Mitarbeiter die Sicherheit nehmen, daß die anderen, nicht in Auschwitz registrierten Häftlinge nicht etwa ebenfalls woanders eingesetzt, sondern vergast wurden.[27]

Somit ist klar, daß die dem Benz-Werk zugrunde liegenden statistischen Daten auf zumindest teilweise unfundierten Spekulationen beruhen.

Die andere Methode, nämlich der Vergleich des Vor- und Nachkriegsbestands der jüdischen Bevölkerung, wird von Benz nicht einmal versucht. Die in obiger Tabelle angegebenen Werte nach dem Krieg, die mit einem Fragezeichen versehen sind, beruhen daher schlicht auf der hier durchgeführten Subtraktion der vermeintlichen Opferzahlen vom Vorkriegsbestand.

Sanning bezieht sich bei den Nachkriegsbeständen wiederum auf Reitlinger.

Man erkennt aus dem Vergleich der Werte von Benz et al. und Reitlinger, beide etablierte Holocaust-Forscher, daß die Abschätzung von Vermißtenzahlen für diese Länder aufgrund des unzureichenden statistischen Materials sehr schwierig ist. Deswegen nimmt Benz einfach an, daß die meisten deportierten Juden von Frankreich und Benelux (213.813, B103;127;130;165) tatsächlich ermordet wurden. Dafür können freilich die Zahlen Reitlingers nicht zweckdienlich sein, da diese belegen, daß diese Unterstellung schon allein deswegen falsch ist, weil nach seinen Zahlen nur ca. 134.000 Juden als vermißt gelten. Die Antwort auf die Frage, wie viele von diesen Vermißten unregistriert in der unmittelbaren Nachkriegszeit ausgewandert sind, wird von Benz nicht angeschnitten und wird in einem späteren Kapitel behandelt.

Auch hier wurde bei Benz die Opferzahl korrigiert. Die vor der türkischen Küste vorgelagerten dodekanesischen Inseln (Rhodos, Kos u.a.) wurden nämlich sowohl bei Italien als auch bei Griechenland gezählt. Die entsprechenden 1.641 Opfer wurden daher hier von den ursprünglich 7.555 Opfern Italiens abgezogen (B213;216). Dies macht zusammen mit Deutschland und Österreich 39.333 Doppelzählungen.

 

3.3. Albanien

Benz geht davon aus, daß Albanien mit seinen wahrscheinlich weniger als 1.000 Juden zu Kriegsbeginn einen Blutzoll von einigen wenigen hundert Juden zu entrichten hatte, kann sich dabei aber nur auf Schätzungen stützen (B236;238). Sanning behandelt dieses Land, über das es keine Statistiken und Abhandlungen gibt, überhaupt nicht.

3.4. Griechenland und Jugoslawien

BENZ Juden 4/41 Ref. Juden 1945 Ref. Opfer Ref.
Griechenland 70.-71.500 22 12.726 272 58.885 272
Jugoslawien 80.-82.000 312/3 16.000 329 60.-65.000 330
SUMME 150.-153.000 28.726 119.-124.000
SANNING Juden 4/41 Ref. Juden 1945 Ref. Vermisst Ref.
Griechenland 65.000 172 12.000 173 53.000 174
Jugoslawien 68.000 174 12.000 174 56.000 174
SUMME 133.000 24.000 109.000

Bezüglich Griechenland kann Benz auf besseres Material verweisen, da er im Gegensatz zu Sanning die kurz vor Kriegsbeginn abgeschlossene griechische Volkszählung auswerten konnte (B247), Sanning dagegen auf eine von 1931 zurückgreifen mußte (S172). Aufgrund von Auswanderungen nahm letzterer eine geringe Bevölkerungsabnahme an und schätzte daher fälschlich den Bestand auf 65.000. Zusammen mit den ca. 2.000 jüdischen Einwohnern des Dodekanes (vor allem Rhodos und Kos) kommt Benz dagegen auf mindestens 70.000 Juden in Griechenland.

Beide Autoren gehen bezüglich Jugoslawien von der letzten Volkszählung im Jahre 1931 aus (etwa 68.000 Juden). Benz schätzt zudem ein Wachstum von ca. 4.000, und schätzt hierzu ca. 5.000 ausländische Flüchtlinge sowie weitere ca. 3.-5.000 Geltungsjuden, die zwar ihren Glauben abgelegt haben, von den Nürnberger Rassegesetzen aber dennoch als Juden eingeordnet wurden. Sanning hingegen geht mit Reitlinger davon aus, daß sich Ein- und Auswanderung im seit 1939 zunehmend antijüdischen Jugoslawien (B312) die Waage gehalten haben. Das Problem der Geltungsjuden wird bei Sanning nicht thematisiert.

Die Differenz beider Autoren ergibt sich bei Griechenland durch eine zu niedrige Vorkriegszahl bei Sanning, bei dem zudem wahrscheinlich 2.000 Juden des Dodekanes fehlen[28]. Bei Jugoslawien scheint dagegen Benz die Vorkriegszahl etwas zu hoch geschätzt zu haben. Die tatsächliche Zahl der Vermißten wird daher wahrscheinlich zwischen beiden ohnehin nur wenig abweichenden Werten liegen.

3.5. Ungarn

BENZ Juden
1941 (340)
Gefallen + Sow.
Deportation (351)
Geburten-
Defizit (340)
Flucht
(340)
Juden
1945 (351)
Opfer
(351)
Ungarn 484.000 Summe: 27.000 2.9000 9.000 166.000 277.000*
* Unstimmigkeiten in der Summenbildung ergeben sich durch die Umrechnung, siehe Text.
SANNING Juden
1941
Über-
tritte
Gefallen Sowjet-
Deport.
Geburten-
Defizit
Flucht Juden
1945
Vermisst
Ungarn (187) 400.000 10.000 27.500 65.500 20.000 6.000 200.000 71.000

Zunächst muß hier definiert werden, von welchem Ungarn die Rede ist. Da Ungarn vor und nach dem Zweiten Weltkrieg dieselben Grenzen hatte, zwischenzeitlich und kurzfristig aber ungeheure Gebietsgewinne erwarb, wollen wir uns hier auf die Grenzen des heutigen Ungarns (sog. Trianon-Ungarn) einigen. Da beide Autoren die Anzahl der Juden für die zugewonnenen und wieder verlorenen Gebiete getrennt von Trianon-Ungarn angeben, sollte diese Definition problemlos auf die Anzahl der ungarischen Juden übertragen werden können. An einer Stelle ergibt sich aber ein gravierendes Problem. Die von Benz aufgestellte Verteilung der Juden auf Trianon-Ungarn (ca. 401.000) und die hinzugewonnenen Gebiete (ca. 324.000) bezieht sich auf eine Gesamtzahl von 725.000 Juden für Großungarn (B338), von der auch Sanning ausgeht (S179). Benz zieht jedoch ca. 100.000 Geltungsjuden nichtjüdischer Konfession nach dem Nürnberger Gesetz hinzu sowie etwa netto 50.000 Einwanderer aus Polen (B340). Dieser etwa 20%ige Zuwachs muß entsprechend für die Zahl von Trianon-Ungarn aufgeschlagen werden, womit man auf 484.000 Juden kommt. Die anschließenden Zahlen (Gefallene an der Front im ungarischen Arbeitsdienst, sowjetische Deportationen sowie die Überlebendenzahl und die Opfer) ergeben sich aus der von Benz für Großungarn angegebenen Zahl, wenn man berücksichtigt, daß ca. 55% aller großungarischen Juden im Trianon-Ungarn lebten und davon ausgeht, daß die Veränderungen alle Juden gleichmäßig betraf. Tatsächlich kann man davon allerdings nicht ausgehen, da unbestritten ist, daß die Budapester Juden, ca. 150.-200.000, gänzlich von Deportationen in vermeintliche Vernichtungslager ausgenommen blieben (B348f; S186).

Um diese Probleme zu vermeiden, könnte man auch von Großungarn ausgehen. Dies wurde aber vor allem aus einem Grund nicht getan: Alle Gebietsgewinne Ungarns sind bereits bei anderen Beiträgen des Benz-Werkes behandelt worden. Das sind die Batschka von Jugoslawien, Nordsiebenbürgen von Rumänien und die Südslowakei und die Karpatoukraine von der Tschechoslowakei mit insgesamt etwa 324.000 konfessionellen Juden bzw. 391.000 Geltungsjuden (+20%). Bei der Gesamtstatistik hat Benz hiervon lediglich die Juden aus den von der CSR erworbenen Gebieten nicht doppelt gezählt.[29] Da die doppelt gezählten 214.000 Geltungsjuden etwa 24,5% an Großungarns Juden ausmachten, entspricht dies einer Doppelzählung von 122.500 jüdischen Opfern bei einer Gesamtopferzahl von 500.000 Juden, die durch die Deutschen umgekommen sein sollen (B351). Berücksichtigt man, daß der Anteil der Opfer in den Randgebieten größer war als in Trianon-Ungarn, da z.B. ganz Budapest von Deportationen ausgenommen war, erscheint sogar eine Doppelzählung von 150.000 möglich. Damit summieren sich die Doppelzählungen auf mindestens 161.833.

Leider hantieren nicht alle Koautoren des Benz-Werkes mit den gleichen Methoden wie im Falle Ungarns, wo durch einfache Schätzungen 20% Juden bei der Ausgangszahl aufgeschlagen werden, womit die Gebietsüberschneidungen und Doppelzählungen vollkommen unkontrollierbar werden. Wir wollen uns daher hier weniger um die jeweilige Zahl kümmern, als vielmehr um die Methodik der einzelnen Werke. Gerade Ungarn eignet sich für eine genauere Betrachtung der Methodik, da es sich um ein besonders brisantes Kapitel der Holocaust-Geschichte(n) handelt. Die Holocaust-Vertreter gehen selbstverständlich davon aus, daß ca. 400.000 bis 500.000 ungarische Juden von den Deutschen nach Auschwitz deportiert und dort zum großen Teil umgebracht wurden. Grundlage dafür sind IMT-Dokumente, die nach Benz zeigen, daß im Frühjahr und Frühsommer 1944 »nachweisbar 444.152 Juden aus Ungarn deportiert« wurden (B344).

Sanning zitiert in seinem Buch A.R. Butz, der darauf hingewiesen hat, daß das Internationale Rote Kreuz in seinem 1948 veröffentlichten Report nichts von Deportationen der Juden nach Auschwitz erwähnt sondern nur vom Beginn der jüdischen Leiden im Oktober 1944.[30] In dieser Zeit kam es neben gewalttätigen Übergriffen zu Deportationen, die aber unbestritten ins Reich zur Zwangsarbeit und nicht nach Auschwitz führten (B348;S181). Butz und Sanning gehen also davon aus, daß die Deportation der ungarischen Juden nach Auschwitz gar nicht stattfand.

Es muß aber wohl akzeptiert werden, daß es noch heute ungarische Juden gibt, die im Frühjahr 1944 tatsächlich nach Auschwitz deportiert wurden und des öfteren vor Gericht als Zeugen ausgesagt haben.[31] Ferner meint Pressac, daß zwischen 1/3 und 2/3 der nach Auschwitz deportierten ungarischen Juden, deren Ankunft und Selektion von der SS fotographiert wurde,[32] als arbeitsfähig eingestuft, also nicht getötet wurden. Etwa 50.000 dieser ungarischen Juden seien zudem nachweislich im Frühjahr über Auschwitz ins Lager Stutthof weitertransportiert worden.[33] Sannings Theorie steht hier also auf wackeligen Beinen,[34] allerdings auch die These von Benz, daß die ungarischen Juden umgehend und praktisch vollständig getötet worden sein sollen.

Es gibt noch weitere Hinweise darauf, daß die Stories von der Massenvernichtung der ungarischen Juden nicht ganz stimmt. Die Zeugen betonen nämlich einhellig, daß während dieser vermeintlichen Massenvernichtungsaktionen aufgrund der beschränkten Krematoriumskapazitäten in Birkenau riesige Gruben ausgehoben wurden, um darin die Leichen zu verbrennen. Dabei sollen dunkle Rauchwolken den Himmel um Birkenau verdunkelt haben. Leider (oder Gott sei Dank) beweisen die Aufnahmen alliierter Luftaufklärer aus dieser Zeit, daß es damals im Lager Birkenau, das niemals von Rauchwolken bedeckt war, weder offene Feuer, noch riesige Gruben, noch kleine oder große Rauchentwicklungen, noch Leichenberge, noch große Lagerstellen mit Feuerholz oder ähnliches gegeben hat.[35] Die Polish Historical Society kommt denn auch zu dem Schluß, daß man angesichts dieser Beweise die Opferzahl von Auschwitz um weitere 400.000 plus 74.000 (polnische Juden des aufgelösten Ghettos Lodz, die in der Zeit ebenso vergast worden sein sollen) reduzieren müsse, womit man bei einer Zahl von etwa 500.000 Opfern für Auschwitz angelangt sei.[36]

Angesichts dieser Beweislage nützen auch angeblich beweiskräftige Dokumente des Nürnberger Tribunals wenig, da diese durchaus weder immer echt noch wahr sein müssen und außerdem nur von ohnehin hier unbestrittenen Deportationen zeugen, nicht aber von einer Vernichtung. Hier sei nur an den Fall des KZ Dachau erinnert, zu dem das IMT auch feststellte, daß darin Hunderttausende vergast worden seien, was letztlich nichts als eine Greuelpropagandalüge war.[37] Wir werden aber bei der Behandlung der Sowjetunion noch einem anderen Fall zweifelhafter IMT-Dokumente begegnen.

Auch bei der Behandlung der weiteren Faktoren erweist sich die Methode von Benz als sehr nachlässig. Die durch sowjetische Deportation und im ungarischen Arbeitsdienst an der Front gestorbenen Juden meint er nur vage schätzen zu können (B339), während Sanning gestützt auf jüdische oder zumindest projüdische Stimmen belegbare Zahlen vorlegen kann (S181;185). Das Geburtendefizit wird von Benz mit der Vorkriegstendenz fortgeschrieben, während Sanning aufgrund des Arbeitsdienstes für ungarische Juden und der allgemein schlechten Lage der Juden im Krieg davon ausgeht, daß die Geburtenrate weiter abnahm. Übertritte zum christlichen Glauben berücksichtigt Benz gar nicht. Immerhin tauchen die zum Christentum übergetretenen Juden nach dem Krieg in keiner Statistik über Juden mehr auf und gelten somit bei Benz und Co. als ‘vergast’.

Interessant sind nun die Beobachtungen bezüglich der Juden, die nach dem Krieg in Ungarn anwesend gewesen sein sollen. Während sich die Zahl von Benz für Großungarn auf 300.000 beläuft, geht Sanning davon aus, daß allein in Kern-(Trianon-)Ungarn nach dem Krieg etwa 300.000 Juden vorhanden waren. Er stützt sich dabei zum einen auf den U.S. War Refugee Board, der in seinem Final Summary Report darüber berichtet, daß nach Verhandlungen mit der SS über 200.000 Juden aus Budapest von Deportationen ausgenommen wurden (S186). Zum zweiten berichtet das IRK in seinem bereits oben erwähnten Bericht, daß im November 1944 etwa 100.000 Juden aus der Provinz nach Budapest strömten.[38] Ferner seien im April 1946 200.000 Juden im Trianon-Ungarn gezählt worden, wobei nach Reitlinger damit zu rechnen sei, daß inzwischen eine regelrechte Massenwanderung der Juden gen Westen eingetreten war (S186). Hierbei sei ferner zu berücksichtigen, daß bei dieser Wanderung sicherlich eine Vielzahl ausländischer, zumeist polnischer Juden zu finden gewesen sei. Sanning gibt daher 200.000 als Mindestzahl der im Trianon-Ungarn vorhandenen Juden nach dem Krieg an. Die Zahl der Überlebenden ergibt sich bei Benz fast ausschließlich aus der Zahl der vorhandenen Juden minus der obigen geschätzten Reduktionen minus der tatsächlichen oder vermeintlichen Deportationen in Lager bzw. zur Zwangsarbeit nach Nürnberger Dokumenten. Andere Quellen werden grundsätzlich nicht verwendet. Wer damit glücklich wird, der ist sehr bescheiden.

3.6. Tschechoslowakei

BENZ Juden 1939 Emigration Juden 1945 Opfer
CSR (379) 251.745 33.000 40.000 164.-168.000*
* Unstimmigkeiten in der Summenbildung bestehen beim Autor selbst.
SANNING Juden 1939 Emigration Gefallen Geburten-Defizit Juden 1945 Vermisst
CSR (191) 254.288 52.300 3.000 5.000 82.000 112.000

Wir betrachten hier die Tschechoslowakei in den Nachkriegsgrenzen (bis 1992), also abzüglich der Karpathoukraine. Benz betrachtet die CSR zwar in den Grenzen vor ihrem Zerfall 1938/39, gibt jedoch eine Aufschlüsselung des Anteils der einzelnen Regionen.[39]

Benz geht von einer Wanderungsbilanz bis Mitte 1943 von netto 33.000 Auswanderern aus, wobei im Falle der Slowakei netto keine Auswanderung zu beobachten gewesen sein soll (B369). Bezüglich der Auswanderung aus dem Protektorat stützt er sich dabei auf offizielle Zahlen damaliger jüdischer Stellen, die allerdings die illegale Auswanderung nicht erfaßten (B358). Sanning zählt insgesamt über 52.000 Auswanderer und begründet dies damit, daß laut Anglo-American Committee allein bis Ende 1939 die jüdische Bevölkerung um 40.000 abgenommen habe (S188). Ein Geburtendefizit und die im ungarischen Arbeitsdienst Gefallenen werden nur von Sanning in Rechnung gestellt.

Benz summiert bezüglich des Protektorates diejenigen Juden, die sich offiziell als Überlebende aus den Deportationen zurückmeldeten oder sonstwie nach dem Krieg in der Tschechoslowakei aufgefunden wurden, auf und erhält somit seiner Meinung nach die ungefähre Zahl der Überlebenden. Leider erfolgten diese Erhebungen immer nur punktuell auf bestimmte Lager oder Städte bezogen, aber nie landesweit zu einem Zeitpunkt, so daß die daraus gewonnenen Zahlen lückenhaft bleiben müssen. Im Falle der Slowakei erhält er die Überlebendenzahl aus der Differenz zwischen den von den Deportationen nicht zurückgekehrten Juden und dem Bevölkerungsstand vor den Deportationen. Auch eine Wanderungsbewegung gen Westen wird nicht berücksichtigt. Bezüglich der an Ungarn zwischenzeitlich abgetretenen Gebiete geht er davon aus, daß diese das gleiche Schicksal erlitten wie die übrigen Juden Ungarns. Abgesehen von der Karpathoukraine waren davon etwa 45.000 Juden betroffen. Über die Problematik der Juden im Machtbereich Großungarns wurden oben bereits Ausführungen gemacht.

Sanning verweist darauf, daß nach Reitlinger im Jahre 1946, also nach dem Beginn der Wanderungsbewegung gen Westen, allein im früheren Protektorat 32.000 überlebende Juden gefunden wurden (S189). Ebenso seien in der Slowakei Reitlinger zufolge nach dem Kriege 45.000, nach anderen projüdischen Quellen sogar 60.000 Juden angetroffen worden (S190), was den Schätzungen von Benz, der von 20.000 Juden in der Slowakei ausgeht und sich dabei in erster Linie auf tschechische Veröffentlichungen stützt, natürlich widerspricht (B374).

3.7. Rumänien

BENZ Juden 1941 Juden 1945 (407) Opfer
Rumänien (409) 466.418 356.-430.000 107.295
SANNING Juden 1941 Emigration Gefallen Juden 1945 Vermisst
Rumänien (202) 465.242 20.000 11.500 430.000 3.742

Rumänien wird hier in den Nachkriegsgrenzen betrachtet, also inklusive Nordsiebenbürgens und ohne Bessarabien und die Nordbukowina. Uneinigkeit zwischen den beiden Autoren besteht nur hinsichtlich der Behandlung der in Nordsiebenbürgen lebenden Juden, die im Zweiten Weltkrieg unter ungarische Herrschaft kamen (siehe oben). Nach Benz wurden diese zum großen Teil in Auschwitz ‘vergast’, nach Sanning erlitten sie vor allem durch den Fronteinsatz im ungarischen Arbeitsdienst Verluste. Da die Überlebendenzahl von bis zu 430.000, die von Benz und von Sanning mehrfach belegt ist, einen großen Opfergang der nordsiebenbürger Juden ausschließt und dieses Resultat mit den oben erwähnten Forschungsergebnissen jüngerer Zeit übereinstimmt, wird man davon ausgehen dürfen, daß die Juden auf dem Territorium Nachkriegs-Rumäniens kaum Verluste erlitten. Benz geht zur Bestimmung der Opferzahlen einfach von der niedrigsten belegten Überlebendenzahl aus, ignoriert also die auch von ihm erwähnte Überlebendenzahl von 430.000 Juden.

3.8. Bulgarien

BENZ Juden 1941 Juden 1945 Opfer
Bulgarien (308) 50.000 50.000 0
SANNING Juden 1941 Juden 1945 Immigration
Bulgarien (203) 48.400 56.000 7.600

Bulgarien wird hier verstanden in seinen Vor- und Nachkriegsgrenzen, also ohne das griechische Thrazien, das jugoslawische Mazedonien und ohne die südliche rumänische Dobrutscha mit quantitativ allerdings vernachlässigbarer jüdischer Bevölkerung. Benz hat die vergrößerten Kriegsgrenzen gewählt, verkleinert jedoch weder bei Jugoslawien noch bei Griechenland das Gebiet entsprechend. Dadurch zählt er bei Griechenland 4.200 Opfer (B272) und bei Jugoslawien 7.160 Opfer doppelt (B298). Damit erhöht sich die Doppelzählung auf mindestens 173.193.

Es besteht allgemein kein Zweifel daran, daß die Juden auf dem Territorium Bulgariens nicht gefährdet waren und keinen Blutzoll entrichteten. Die gegenüber dem Vorkriegsstand sogar erhöhte Anzahl bei Sanning erklärt dieser damit, daß Bulgarien einer Unmenge legaler wie illegaler Auswanderer als Tor zum Nahen Osten diente. Nach Sanning sei damit zu rechnen, daß sich unmittelbar nach Kriegsende noch eine merkliche Anzahl ausländischer Juden im Lande aufhielt.

3.9. Polen

BENZ Juden 9.39 Ref. Juden 1945 Ref. Opfer Ref.
Polen 2.000.000 443 200.000 492f. 1.800.000 495
SANNING Juden 1941 Ref. Juden 1945 Ref. Vermisst Ref.
Polen (203) 757.000 39 240.489 40f. 516.511 41

Polen wird hier verstanden in den Nachkriegsgrenzen ohne die deutschen Ostgebiete. Benz gibt zwar an, bei seiner Betrachtung zu diesem Gebiet lediglich die Verwaltungsbezirke Bialystok und Galizien hinzuzunehmen, berechnet am Ende die Opferzahlen aber doch für das Gebiet ganz Zwischenkriegspolens, also inklusive Teilen der im Kriege als Reichskommissariate Ukraine und Ostland bezeichneten Gebiete. Da er im Beitrag der Sowjetunion nur die Opferzahlen von Galizien und Bialystok abzieht, kommt es hier zu Doppelzählungen, die im Kapitel über die Sowjetunion näher betrachtet werden.

3.9.1. Die Bevölkerung Polens bis zum Kriegsausbruch

Die letzte Volkszählung Polens vor dem Krieg ergab etwa 3,1 Millionen Juden (B416;S5). Sanning zeigt anhand detaillierter Untersuchungen auf, daß die polnischen Juden bereits während der Zwischenkriegszeit einen äußerst geringen Bevölkerungszuwachs aufzuweisen hatten (S16). Zudem führt das Institut für Zeitgeschichte aus, daß seit 1933 jährlich etwa 100.000 Polen dem radikal antisemitischen Staat den Rücken kehrten und nach Westeuropa oder nach Übersee auswanderten (S21).[40] Da in erster Linie junge Menschen das Land verließen, muß die Anzahl der Juden in Polen nicht nur aufgrund der Migration, sondern auch wegen der zunehmenden Überalterung stark abgenommen haben. Sanning berechnet die Migration von 1931 bis 1939 mit nur 500.000 Auswanderen und kalkuliert sogar noch mit einem Bevölkerungswachstum von 0,2%. Daraus ergibt sich ein Bestand von 2.664.000 Juden vor Kriegsbeginn (S22).

Benz handelt dieses Problem, dem Sanning 20 Seiten intensive und reich belegte Recherchen widmet, in zwei Sätzen ab (B417):

»[…], wenn wir für das Jahr 1939 auf der Basis der Fortschreibung der Zensuszahlen [von 1931] unter Berücksichtigung von natürlichem Zuwachs und Emigration für den Polnischen Staat eine Gesamtbevölkerung von 35.100.000 Personen annehmen, wobei der Anteil der Juden auf 3.446.000 geschätzt wird. Noch einmal: diese Zahlen sind nicht gesichert […]«

Benz geht also erstens davon aus, daß sich die polnischen Juden ähnlich vermehrten wie die übrigen Polen. Da dies 8 Jahre vor Erscheinen von Benz’ Werk von Sanning deutlich widerlegt wird und Benz dessen Argumente noch nicht einmal zum Thema macht, hat man nur eine Erklärung, warum hier offensichtlich Unwahrheiten verbreitet werden: Die Ausgangszahl polnischer Juden muß maximiert werden.

Zweitens geht Benz davon aus, daß die Emigration im wesentlichen vernachlässigbar war. Da dieses Buch eine Veröffentlichung des Instituts für Zeitgeschichte ist, und genau dieses Institut öffentlich verlautbart hat, daß seit 1933 jährlich etwa 100.000 polnische Juden das Land verließen, fragt man sich, ob hier die linke Hand nicht weiß (oder wissen will?) was die rechte tut.

Benz geht nachfolgend von 3.350.000 Juden in Polen zu Kriegsbeginn aus (B417), davon 2,3 Mio. im deutsch besetzten Westteil (B418), und verfälscht dadurch die Statistik wahrscheinlich um mindestens 700.000 Juden. Sollen wir glauben, daß Benz die Argumente Sannings bezüglich der Bevölkerungsentwicklung im Vorkriegspolen nicht kennt? Dies erscheint ausgeschlossen, da dieses Werk immerhin eine Reaktion auf Sannings Buch ist. Die Tatsache, daß Benz für diesen Komplex lediglich einen Satz und eine entschuldigende Bemerkung übrig hat (»Noch einmal: diese Zahlen sind nicht gesichert.«), erklärt in meinen Augen alles: Hier wird mit Statistiken Schindluder getrieben!

3.9.2. Fluchtbewegungen während des Polen-Feldzuges

Nach Benz sollen während des Polen-Feldzuges etwa 300.000 der anfangs 2,3 Mio. Juden Westpolens vor der deutschen Armee in den östlichen, von den Sowjets besetzten Teil geflohen sein, wovon wiederum etwa 250.000 von den Sowjets nach Sibirien deportiert wurden. Dies seien Schätzungen, da es keine verläßlichen Zahlen gebe (B425f.;443). Demnach sind nach Benz etwa 2 Mio. polnische Juden in Westpolen unter die Herrschaft des Dritten Reiches gelangt (B443). Als Beleg für diese Zahlen wird vor allem auf damalige Angaben deutscher Stellen verwiesen, wobei deren Zweifelhaftigkeit bereits angesprochen wurde20. Sanning führt dazu aus, daß diese Zahlen einer Fortschreibung der Volkszählung von 1931 mit einem 10%igen Bevölkerungswachstum durch die deutschen Stellen entsprechen (S39f.). Schon damals gab es keine verläßlicheren Zahlen und Erhebungen und man machte den gleichen Fehler, den Benz in seinem Buch wiederholt.

Sanning führt eine Menge zionistischer, jüdischer bzw. projüdischer Quellen an, die alle darauf hindeuten, daß während des deutsch-polnischen Krieges zwischen 500.000 und 1 Million Juden in den sowjetisch besetzten Teil Polens flohen (S33-38). Davon sei wiederum ein Großteil nach Sibirien deportiert worden. Als Beleg dienen unter anderem die Angaben jüdischer Hilfsorganisationen, die in Sibirien 600.000 polnische Juden in Arbeitslagern versorgten. Da ein beträchtlicher Teil dieser deportierten Juden schon während der unmenschlichen Verfrachtung in diese Lager umkam, geht Sanning von insgesamt 750.000 in den sowjetischen Teil sowie von weiteren 100.000 nach Rumänien geflohenen Juden aus (S38).[41] Danach habe sich die Anzahl der Juden in Westpolen von Anfangs 1.607.000 (S32) auf 757.000 reduziert (S39), in Ostpolen sei sie dagegen durch die überwiegende Deportation der westpolnischen Flüchtlinge gleich geblieben (etwa 1 Mio., Benz gleichlautend, B443).

Daß solche Fluchtbewegungen nicht ungewöhnlich waren, zeigt das Beispiel Belgiens, wo nach Kriegsbeginn 11/2
bis 2 Mio. Menschen vor der deutschen Armee flohen und damit alle Bewegungen der
alliierten Armeen unmöglich machten (S38).

Die Zahlen von Benz und Sanning bezüglich des Restbestandes der Juden nach dem Krieg unterscheiden sich nicht stark. Anzufügen bleibt allerdings, daß das britisch-amerikanische Untersuchungskomitee für das europäische Judenproblem im Februar 1946 laut United Press auf einer Pressekonferenz erklärte, daß sich im Nachkriegspolen noch schätzungsweise 800.000 Juden befänden, die alle auszureisen wünschten.[42]

3.9.3. Die Vernichtung der polnischen Juden

Während Sanning auf die Methoden des vermeintlichen Massenmordes nicht eingeht, führt Benz dazu etliches aus, wovon einiges zitiert und, wo notwendig, kommentiert werden soll. Zunächst macht Benz an einigen Stellen Ausführungen zu den angeblichen, für ihn freilich erwiesenen Abgas-Morden in Lastwagen (Kalisz, B431, Chelmno, B447,462, vgl. Jugoslawien, B320). Siehe dazu den Beitrag von I. Weckert und W. Zwerenz im vorliegenden Buch.

Bezüglich der Tötungsmethoden in anderen Lagern berichtet er vom Einsatz von Zyklon B-Gas aus Flaschen in Belzec (B462). Zyklon B-Gas, also Blausäure, gab und gibt es aber nicht in Flaschen. Blausäure wird nur für industrielle Zwecke in Tankwagen transportiert, aber nicht in Flaschen abgefüllt. Ferner berichtet er vom Einsatz von Dieselmotoren für die Massenvergasungen (Belzec, B462, Treblinka, B463, vgl. UdSSR B540). Vgl. hierzu den Beitrag über Dieselvergasungen von F.P. Berg, bezüglich Treblinka siehe den Beitrag von A. Neumaier im vorliegenden Buch. Jeder weitere Kommentar erübrigt sich daher hier.

Eine interessante Aussage ist die folgende:

»In Anbetracht der Tatsache, daß es über die Vernichtungslager kaum auswertbare Quellenbestände gibt, ist die Zahl der in diesen Mordorten getöteten Juden besonders schwer zu ermitteln. Sie stützt sich vorwiegend auf Schätzungen der Zeugen, die Analyse der regelmäßigen Transporte und deren Stärkeangaben und aus den Einwohnerzahlen in denjenigen Gebieten, aus denen die jeweiligen Tötungsorte “beliefert” wurden […]« (B463f.)

Die Unzuverlässigkeit von Zeugenaussagen wird in diesem Band häufiger aufgezeigt. Eine pure Differenzrechnung von Vor- und Nachkriegszahl ist zudem nur dann möglich, wenn keine unkontrollierte Emigration stattfand und die statistischen Ausgangszahlen gesichert sind. Man darf sich über diese dreiste Methode wundern.

Benz gibt schließlich zu, daß die Quellenlage nicht nur bezüglich der vermeintlichen Vernichtungslager, sondern bezüglich der gesamten Organisation des angeblichen Vernichtungsapparates sehr dürftig ist (B463 Fußnote) und daß es keinen schriftlichen, daß heißt dokumentarisch nachweisbaren Befehl für die Judenvernichtung gibt (B3;458f;512).

3.10. Sowjetunion

BENZ Juden 6.41 Juden 1945 Opfer
UdSSR (560) 5.200.000 2.300.000 2.890.000
SANNING Juden 6.41 Gefallene Deportations-
Verluste
Dt. Kriegs-
Schauplatz
Juden 1945 Vermisst
UdSSR (136) 5.439.000 200.000 700.000 130.000 3,5-4,5 Mio. 0-1 Mio

Die Sowjetunion wird hier verstanden in ihren Nachkriegsgrenzen. Benz führt zur Feststellung der Opferzahlen lediglich eine Differenzrechnung der Anzahl jüdischer Bürger vor und nach dem Weltkrieg durch. Davon zieht er einerseits die Opfer Bessarabiens und der Nordbukowina ab, also 100.000 Opfer, die bei ihm bei Rumänien gezählt sind (B409), sowie andererseits die Opfer der Bezirke Bialystok und Galizien (600.000, bei ihm bei Polen gezählt, B451). Diese Korrekturen brauchen wir hier nicht durchzuführen, da wir sowohl Rumänien als auch Polen in ihren Nachkriegsgrenzen betrachtet haben. Benz unterlaufen dabei aber zwei Fehler: Erstens vergißt er, daß die Sowjetunion nach dem Krieg die Karpathoukraine mit vor dem Krieg etwa 100.000 Juden annektierte. Da die Opfer dieses Gebietes allerdings bei Ungarn gezählt wurden (B338, etwa 90.000 Opfer), wirkt sich dies bei Benz nicht aus. In dieser Untersuchung haben wir Ungarn und die Tschechoslowakei allerdings in den Nachkriegsgrenzen behandelt. Wir müssen folglich die Juden der Karpathoukraine der Sowjetunion zurechnen. Dadurch erhöht sich die Zahl der Juden vor dem Krieg und die Opferzahl entsprechend. Sanning rechnet von den ca. 101.000 Juden der Karpathoukraine 15.000 als vermißt und 86.000 als von der UdSSR vereinnahmt an (S206).

Zweitens übersieht Benz, daß im Beitrag über Polen (entgegen der Verlautbarung) auch die ehemals polnischen Regionen der Reichskommissariate Ostland und Ukraine mit einbezogen werden. Da Benz von ca. 1 Mio. Juden im sowjetisch besetzten Teil ausgeht (B443), wovon ca. 600.000 auf die berücksichtigten Bezirke Bialystok und Galizien fallen (B457), hat er etwa 360.000 jüdische Opfer (90% Opferanteil der 400.000 dort lebenden Juden) doppelt gezählt.

Damit kommen wir insgesamt auf eine Doppelzählung von 533.193 vermeintlichen jüdischen Opfern.

3.10.1. Die sowjetischen Deportationen

Sannings in obiger Tabelle aufgeführte Rubrik ‘dt. Kriegsschauplatz’ beinhaltet jüdische Verluste im deutschen Heeresgebiet durch nicht von deutschen Truppen durchgeführte oder initiierte Pogrome, Folgen von Hunger und Seuchen sowie die im Rahmen des Völkerrechts erlaubten Exekutionen von Partisanen, bei denen Juden bekanntlich einen sehr hohen Anteil stellten. Diese Rubrik sowie ‘Deportationsverluste’ und ‘Gefallene’ der Roten Armee behandelt Benz auf eine eigenwillige Weise:

»In ihr [der Opferzahl] sind auch die Verluste durch Kampfhandlungen unter jüdischen Soldaten und Zivilisten
[Partisanen] enthalten sowie diejenigen, die den Strapazen der Flucht und dem Hunger zum Opfer fielen. Das ist berechtigt. Auch sie waren Opfer nationalsozialistischer
Gewaltpolitik.« (B560)

Eine Quantifizierung dieser Opferkategorien sowie eine Begründung dieser Eintopf-Taktik gibt er nicht, denn dies sind die letzten Worte seines Buches. Einige Hinweise über die Geisteshaltung des Autorenkollektivs lassen sich aber sehr wohl finden. So spricht Benz z.B. vom »Überfall auf die Sowjetunion«(B499). Auch habe Stalin alles getan, um »Hitler keinen Vorwand für antisowjetische Maßnahmen oder gar einen Krieg zu bieten«(B507). Ferner meint er, die Sowjetunion habe eine »Appeasementpolitik« verfolgt (B508). Heute ist selbst in Rußland unumstritten, daß die Mär vom Überfall Deutschlands auf die friedliebende Sowjetunion wirklich in die Rumpelkammer kommunistischer Kriegspropaganda gehört.[43] Insofern sind die sich durch den Krieg ergebenden Verluste nicht ausschließlich Deutschland anzulasten und haben schon gleich gar nichts auf dem Konto Holocaust zu suchen.

Benz meint, daß es über den Umfang der sowjetischen Evakuierungen und Deportationen von Mensch und Material keine systematischen Darstellungen gibt. Er handelt diese wichtige Frage in zwei Absätzen mit dem Hinweis ab, daß Stalin Hitler nicht durch Evakuierungspläne habe provozieren wollen (nein, man träumt nicht!) und daß es daher kaum zu merklichen Deportationen gekommen sei (B507). Sanning dagegen beschäftigt sich auf seinen Seiten 53-136 ausschließlich mit dieser Problematik und kann anhand einer reichen Fundierung alliierter, jüdischer und sowjetischer Statistiken stichhaltige Zahlen über den Umfang der sowjetischen Evakuierungs- und Deportationsmaßnahmen bei Kriegsbeginn liefern. Damit ist die Unterstellung von Benz, daß es keine systematische Abhandlung zu diesem Thema gibt, bereits widerlegt. Sollten Benz und Co. das Buch von Sanning doch nicht gelesen haben? Offensichtlich doch, denn Benz hält Sannings Ausführungen generell nicht für eine systematische Darstellung:

»[…] Der Verf. [Sanning] glänzt durch methodisch unzulässigen Umgang mit dem statistischen Material und ebenso kühne wie nachweislich irrige Kombinationen und Schlüsse.« (B558, Fußnote 396)

Allerdings läßt Benz den Leser mit der Frage im Stich, was an Sannings Darstellung falsch sein könnte. Während Benz davon ausgeht, daß etwa 3 bis 3,2 Millionen sowjetische Juden in den Einflußbereich deutscher Truppen kamen (B509), belegt Sanning wiederum anhand unverdächtiger Quellen klar, daß diese Zahl unter einer Million gelegen haben muß (S126). Er belegt, daß ein Großteil der arbeitsfähige Bevölkerung und besonders die Intelligenz der meisten russischen Städte beim Einzug deutscher Truppen bereits evakuiert waren. Die Vielzahl der Belege und Beweise kann hier nicht erbracht werden. Auf ein Argument sei hier aber näher eingegangen. Es ist allgemein akzeptiert, daß etwa 600.000 Juden den Rock der Roten Armee trugen. Berücksichtigt man, daß belegbar viele Juden in Arbeitslager hinter den Ural deportiert wurden und der normale Rekrutierungsanteil der männlichen Bevölkerung in keinem Teilnehmerland des Zweiten Weltkrieges über 30% anstieg, so müssen nach Sanning im nichtbesetzten Teil der Sowjetunion mindestens 4 Mio. Juden gelebt haben.

Nun kann es aber sein, daß diese 600.000 Juden schon vor dem Krieg eingezogen wurden, da die UdSSR bekanntermaßen selber einen Großangriff gegen Europa plante,43 und/oder daß die Sowjets während des deutschen Vormarsches überwiegend die wehrfähige männliche Bevölkerung deportiert hätten. Dies würde bedeuten, daß den Deutschen nur wenige Männer im wehrfähigen Alter in die Hände gefallen wären, so daß in den besetzten Gebieten die weiblichen Juden zu über 90% ausgerottet worden wären, während die eingezogenen und deportierten Männer im Hinterland und in der Armee eine wesentlich größere Überlebenschance gehabt hätten. Die Todesrate der Frauen wäre somit größer oder zumindest gleich groß gewesen wie die der Männer. Demnach müßte die Sowjetunion heute in den damals wehrfähigen Jahrgängen gleichviel oder mehr Männer als Frauen aufweisen. Dies ist aber nachweislich nicht der Fall. Die Geschlechtsverteilung entspricht vielmehr der der anderen Sowjetvölker, d.h. es besteht ein entsprechend großes Männerdefizit. Das bedeutet, daß die Geschlechter zahlenmäßig ungefähr gleichmäßig deportiert wurden, daß den Deutschen also tatsächlich nur relativ wenige Juden in die Hände fielen.

Bezüglich der Anzahl heute in der Sowjetunion anzutreffender Juden beruft sich Benz ausschließlich auf sowjetische Volkszählungen. Er führt aus, daß »Zweifel an der Zuverlässigkeit der sowjetischen Volkszählungen […] wenig berechtigt sind.«, da diese Daten der sowjetischen Volkswirtschaft als Grundlage dienten (B558). Nun weiß heute jedes Kind, daß gerade für diese Volkswirtschaft alle möglichen statistischen Zahlenwerke gefälscht wurden, um im Wettbewerb mit dem imperialistischen Westen zu zeigen, daß man besser war. Intern dienten diese Fälschungen dazu, vor dem unaufhaltsam nahenden Zusammenbruch die Augen, Ohren und Münder zu verschließen. Aber bezüglich der Anzahl in den Volkszählungen festgestellter Juden bedarf es gar nicht einmal einer Fälschung. Schließlich war die radikal-atheistische UdSSR einer der Staaten, die es auch und besonders den Juden schwer machte, sich zu ihrer Religion zu bekennen. Das freiwillige Bekenntnis zum Judentum im Jahre 1959 und 1970 (2,2 bzw 2,1 Mio.; B559;S147) sagt also über die Anzahl der Überlebenden in der Sowjetunion wenig aus. Jüdische Schätzungen aus den siebziger Jahren gehen daher auch von 3 bis 4 Millionen Juden in der Sowjetunion aus (S148f.). Neueste Zeitungsmeldungen sprechen sogar von 5 Millionen Juden und mehr, was jedoch angesichts der stagnierenden Bevölkerungsentwicklung kaum sein kann.[44] Da zionistische Kreise eine Auswanderung der Juden aus Rußland nach Israel erreichen möchten, tendieren sie heute möglicherweise dazu, die Zahl der Juden in Rußland zu übertreiben, um deren schweres Los während der 70-jährigen stalinistischen Unterdrückung zu dramatisieren. Die Zahl vermeintlich vorhandener oder verschwundener Juden bleibt also auch in anderen Bereichen Manövriermasse der Politik.

3.10.2. Die Massenvernichtung in der Sowjetunion

Auch bezüglich der vermeintlichen Massenmorde an den Juden auf dem Gebiet der Sowjetunion bezieht sich Benz hautpsächlich auf Zeugenaussagen.

Im Hinterland der in Rußland kämpfenden deutschen Truppen wurden die sogenannten Sonderkommandos eingesetzt, die auch nach Aussage von Benz vor allem der Partisanenbekämpfung dienten (B514f.;518;520;528f;540). Sie sollen daneben hauptverantwortlich für die Massenerschießungen jüdischer Zivilisten sein, deren Opferzahlen nur schwer zu bestimmen sind (B577). Benz stellt die These auf, daß die während des Krieges vom Jüdische Antifaschistische Komitee verbreiteten Opferzahlen dieser Erschießungen viel zu niedrig seien, um »[…] in den USA die sowjetischen Bemühungen um Rettung der jüdischen Bevölkerung in ein (unzutreffend) gutes Licht zu setzen.«(B557 Fußnote) Da sich die USA niemals um die jüdischen Opfer gekümmert haben, sondern selber nachweislich seit 1933 in ihrer Propaganda die Opferzahlen künstlich überhöht haben, ist nicht ersichtlich, wie und auf wen jüdische Antifaschisten in den USA durch vermeintlich untertriebene Zahlen hätten Eindruck machen können. Ganz neu ist Benz’ Erkenntnis, daß Antifaschisten die angeblichen Greuel der Faschisten aus propagandistischen Gründen verharmlosen. Das Gegenteil ist wohl richtig. Man kann daraus nur schließen, daß diese von Benz für zu niedrig erachteten Opferzahlenangaben der Antifaschisten in Wirklichkeit bereits übertrieben sind.

Bezüglich des Einsatzes von Massenvergasungslastwagen in der UdSSR bietet uns Benz eine einzige, besonders seriöse Quelle an: Die stalinistischen Schauprozesse von Charkow und Krasnodar (B526f.;540).[45] Dieses völlig unkritische Zitieren läßt fast die Frage aufkommen, ob die Autoren selber stalinistischer Gesinnung sind. Unkenntnis kann man habilitierten Wissenschaftlern wirklich nicht unterstellen.

Als Beleg für die Massenerschießungen im Osten gelten gemeinhin die sogenannten ‘Ereignismeldungen UdSSR’, die angeblich von den Sonderkommandos regelmäßig nach Berlin abgesetzt wurden, und in denen u.a. die Anzahl der Exekutionen aufgeführt ist. Allerdings seien nicht alle Ereignisse dort verzeichnet, so daß sie nach Benz als Grundlage zur Opferzahl-Bestimmung unzureichend sind (B542f.). Eine Ausnahme hierfür sei aber der exemplarische Fall Babi Jar (B530;534;542). Da mittlerweile unumstößlich bewiesen ist, daß das angebliche Massaker von Babi Jar eine Greuellüge ohne realen Hintergrund ist,[46] ist freilich die Authentizität der gesamten Serie der IMT-Dokumente ‘Ereignismeldungen UdSSR’ in Frage gestellt und damit der ganze Einsatzgruppen-Massenmord an sich, denn dokumentarische Beweise gibt es sonst nicht. Da nützt auch das Fabulieren von Benz nichts: »Die Authentizität der Meldungen steht jedoch außer Zweifel.« (B541). Der als Beweis dafür zitierte H.H. Wilhelm ist Historiker vom gleichen Geiste. Man zitiert sich eben gegenseitig in seiner Holocaust-apologetischen »Standardliteratur, in der immer wieder Bezug untereinander genommen wird, damit der Eindruck eines wissenschaftlich fundierten Argumentationsgeflechts entstehen soll,[…]«(B8 Fußnote 24).

Schließlich soll nicht unerwähnt bleiben, daß Benz immer wieder betont, daß die Deutschen sämtliche Spuren ihrer Massenvernichtung zumeist durch Exhumierung und spurlose Verbrennung unkenntlich gemacht hätten, wodurch keine Opfer oder Massengräber erhalten seien (B320;469;479;489;537f.). Millionen von Opfern verschwanden spurlos, im Fall von Babi Jar sogar durch eine für die Luftaufklärer unsichtbare Weise.

Riesige Massengräber kann man nicht durch Exhumierung und Verbrennung der Leichen unauffindbar machen. Solch riesige Erdbewegungen mit der dabei erfolgenden Störung der Bodenschichten, den Einsenkungen des Verfüllmaterials usw. könnte man nicht nur auf den damaligen Aufnahmen der alliierten wie deutschen Luftaufklärer, sondern auch noch heute entdecken, wenn man nur wollte. Da nach Benz zumindest stellenweise »diese Aufgabe nur unzureichend« erledigt wurde, müßten zudem noch viel mehr Spuren vorhanden sein: Nicht verbrannte Leichen bzw. Leichenteile, Millionen Kochen und Zähne und jede Menge Asche.[47] Wenn es solche Funde gegeben hätte, wären diese durch die stalinistischen Kommunisten, die für ihren effektiven Propagandaapparat bekannt waren, in Anwesenheit internationaler Untersuchungskommissionen weidlich ausgeschlachtet worden. Somit hätte man sich für die Blamage von Katyn an den Deutschen revanchieren können, die gerade in dieser Zeit mit Hilfe internationaler Untersuchungskommissionen die Massenmorde der Sowjets an polnischen Offizieren enthüllten.[48] Aber nein, die ach so drollige, friedliebende Sowjetunion hat seinerzeit an so etwas Gemeines nicht gedacht. Auch heute, wo man nach 50, ja 60 Jahren die Massengräber Hunderttausender Opfer Stalins oft durch Zufall entdeckt, ist immer noch keine einzige Spur deutscher Massengräber oder -verbrennungsstätten auffindbar, ja man vermeidet tunlichst jede öffentliche Überlegung, ob sie nicht mit Hilfe modernster Methoden aufzufinden sein müßten – sie sind schließlich dank der wundersamen deutschen Methoden alle spurlos verschwunden.

Aufgetaucht dagegen sind beim Rückzug der deutschen Armee einige zigtausende Frauen, Greise und Kinder. General R.A. Rudenko führte in seiner Anklagerede vor dem IMT aus, daß die Deutschen während ihres Rückzuges arbeitsunfähige Kinder, Frauen und Greise zu Hunderttausenden in KZs zurückließen.[49] Oberjustizrat A.A. Smirnow legt ein Dokument vor, das zu diesen Lagern in Weißrußland genauere Ausführungen machte.[50] Es wäre interessant zu prüfen, ob diese Arbeitsunfähigen möglicherweise zu jenen gehören, die in den Lagern weiter westlich ausselektiert wurden und die nach der These von S. Werner tatsächlich vor allem nach Weißrußland deportiert wurden.[51]

4. Über Opfer, Vermißte und Gefundene

4.1. Die Zahl der Opfer bzw. Vermißten

LAND Opfer Benz Opfer Benz, Um Doppelt-
zählungen reduziert
Vermisste Sanning
Deutschland
Österreich
Luxemburg
Belgien
Frankreich
Niederlande
160.000

65.459

1.200
28.518
76.134
102.000
139.000

48.767

1.200
28.518       (Summe:
76.134       207.852)
102.000
123.000

36.00                 
Summe:
124.500
Dänemark
Norwegen
116
758
116
758
Summe:
1.000
Italien
Albanien
Griechenland
Jugoslawien
Ungarn

Tschecholslowakei
Rumänien
Bulgarien
Polen
UdSSR
8564
?200
58.885
60.000
550.000

143.000
211.214
11.393
2.700.000
2.100.000
5.914
?200
58.885
60.000
277.000

164.000
107.295
0
1.800.000
2.890.000
9.000
0
53.000
56.000
71.000

112.000
3.752
-7.600
516.511*
15.000**
SUMME 6.277.441 5.759.785 1.113.153
* enthält nicht die polnischen Repatriierungen; ** 15.000 Vermißte der Karpathoukraine

Benz führt auf Seite 15f. seines Buches für jedes Land die Opferzahl auf, auf die sich die Autoren des Buches geeinigt haben. In der obigen Tabelle wurden lediglich für Italien und Griechenland andere, nämlich die Zahlen der jeweiligen Autoren übernommen, da die in der Aufführung von Benz angegebenen, davon leicht differierenden Zahlen in den Beiträgen selber nicht erscheinen (Italien 6.513, Griechenland 59.185).

Als Differenz der von Benz angegebenen und der hier um die doppelt gezählten Opfer reduzierten Opferzahl ergeben sich 517.656 Opfer, was aufgrund statistischer Rundungen nur unwesentlich von den oben festgehaltenen 533.193 Doppelzählungen abweicht. Damit sind Benz eine halbe Millionen Doppelzählungen in seinem als Standardwerk gepriesenen Werk nachgewiesen, was einer Erhöhung der Opferzahl um knapp 10% entspricht. Das hätte nicht passieren dürfen, wenn sich Benz als Herausgeber die Mühe gemacht hätte, die einzelnen Beiträge zu koordinieren. Benz schreibt in seiner Einleitung allerdings von einer Summe von 5,3 bis knapp über 6 Mio. Holocaust-Opfer13. Es scheint also, als habe Benz diese Doppelzählungen schon einkalkuliert, auch wenn sein Ergebnis mangels Beweisführung nicht nachvollziehbar ist.

Die ausschlaggebenden Unterschiede zwischen Benz und Sanning liegen in drei Ländern begründet: (Groß-)Ungarn, Polen und UdSSR. Anhand dieser Beispiele haben wir hier ausführlich gezeigt, mit welchen möglicherweise absichtlich falschen und verfälschenden Methoden Benz und Co. ihre Statistiken produzieren, um zu den gewünschten Aussage zu kommen.

4.2. Die etablierte Opferverteilung

LAGER Tote Nach IFZ Tötungsmethode Tote Benz S. 17
Chelmno: 150.000 Gaswagen (CO) 152.000
Belzec: 600.000 Motorabgase (CO) 600.000
Sobibor: 200.000 Motorabgase (CO) 250.000
Treblinka: 700.000 Motorabgase (CO) 900.000
Majdanek: 50.000 Erschießung, Motor-
abgase (CO), Zyklon B
60.-80.000
Auschwitz-
Birkenau
Mehr als 1.000.000 Zyklon B 1.000.000
Mauthausen 4.000 Zyklon B
Neuengamme 450 Gaswagen (CO)
Natzweiler mehrere Tausend Zyklon B
Stutthof 200 Zyklon B
Ravensbrück mehr als 1.000 Zyklon B
Dachau mindestens 2.3000

Versuchsvergasungen

Zyklon B
SUMME CA.
GESAMTOPFER CA.
REST CA.
2.710.000
6.000.000
3.290.000
3.000.000
6.000.000
3.000.000

Die Opferzahl des Lagers Auschwitz, seit dem IMT auf etwa 4 Millionen festgelegt, wurden 1990 offiziell auf eine Million gesenkt.[52] Anfang 1993 sprach sich die Polish Historical Society dafür aus, die Opferzahl um weitere 400.000 abzusenken, da die Luftaufnahmen alliierter Aufklärer ergeben hätten, daß die Vernichtung der ungarischen Juden nicht stattgefunden habe.35 Demnach sei also die Massenvernichtung spätestens im Mai 1944 eingestellt worden. Pressac vertritt nun seit neuestem die These, daß die Massenvernichtung erst ein halbes Jahr später als vorher angenommen, nämlich erst im Laufe des Jahres 1942 eingesetzt habe, weshalb die Opferzahl inklusive der vernichteten ungarischen Juden auf 630.000 Gaskammertote abzusenken sei.33 Zieht man aus beiden Veröffentlichungen die Konsequenzen, nämlich späterer Beginn und früheres Ende der Massenvernichtung als bisher angenommen, so sind von den etwa 1 Million Opfern nach Pressac 270.000 und nach der Polish Historical Society weitere 400.000 Opfer abzuziehen. Es bleiben also nur noch etwa 230.000 Gaskammertote übrig. Tatsächlich reduziert Pressac die Zahl der Gaskammertoten in der deutschen Ausgabe seines letzten Werkes wiederum um etwa 20% auf 470.000 bis 550.000 ab.[53] Es scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die nächste Reduktion der Opferzahlen folgt.

Kritik an dem Umstand, daß die Opferzahl dieses vermeintlich größten Vernichtungslagers stetig reduziert wird, nicht jedoch die Gesamtopferzahl des Holocaust, hält z.B. Prof. E. Nolte für berechtigt.[54] Grotesk wird es, wenn zeitgleich mit der Absenkung der Opferzahlen von Auschwitz die israelische Gedenkstätte Yad Vashem nichts Eiligeres zu vermelden wußte, als daß neuere Forschungen in sowjetischen Archiven ergeben hätten, daß die jüdischen Opferzahlen durch die Massenerschießungen hinter der Front um 250.000 höher lägen als bisher angenommen, wonach also eher mit 6,25 als mit 6 Millionen Opfern zu rechnen sei.[55]

Wenn aber die Opferzahlen in den Lagern stetig sinken, stellt sich bei gleichbleibender oder sogar steigender Gesamtopferzahl die Frage, wo die Opfer umgekommen sind, wenn nicht in den Gaskammern. Um dieses Problem zu lösen, ist man z.B. bestrebt, die Opferzahlen anderer Lager anzuheben. Bisher wurden z.B. für das Lager Treblinka Zahlen zwischen 700.000 und 900.000 angegeben.[56] Benz geht nun von einer Zahl zwischen 1 und 1,2 Mio. aus (B468), wovon 974.000 polnische Juden gewesen sein sollen (B495). Somit erhält Treblinka mit über einer Million Opfer bei Benz ein stärkeres Gewicht als Auschwitz – eine in der neueren Zeitgeschichtsforschung völlig neue Tendenz.

Nach der Reduzierung der Opferzahlen von Auschwitz auf weit unter 1 Million müssen nun die verbleibenden 5 bis 6 Millionen Opfer auf andere Mordstätten verteilt werden. In obiger Tabelle ist die Opferverteilung angegeben, wie sie das offizielle Institut für Zeitgeschichte bis vor kurzem wiedergab.[57]

Interessant ist zunächst die Tatsache, daß das Institut für Zeitgeschichte die Feststellung ihres vormaligen Leiters M. Broszat revidiert, der festgestellt hatte, daß es in den Konzentrationslagern des Altreiches keine Vergasungen gegeben habe.37 Daß in dieser Aufzählung wiederum die erst unter alliiertem Befehl von deutschen Gefangenen erbauten bzw. modofizierten Anlagen in Dachau, Sachsenhausen, Ravensbrück usw. auftauchen,[58] ist der Einsicht des Instituts zu verdanken, daß man eine Lüge niemals teilweise zugeben darf, da man sonst in Gefahr gerät, gänzlich entlarvt zu werden. Die in der letzten Spalte aufgeführten, bei Benz zu findenden Zahlen stammen aus einer wesentlich älteren Veröffentlichung des Instituts für Zeitgeschichte.[59] Man darf sich wundern, warum er nicht auf aktuellere Zahlen des gleichen Instituts zurückgegriffen hat.

Weiters wäre interessant, wie die Historiker die Differenz zwischen diesen etwa 2.700.000 bzw. 3.000.000 zumeist Gaskammertoten und den gut 3 Mio. Toten, die zur Gesamtzahl von ungefähr 6 Millionen Opfern noch fehlen, erklären wollen. Reduziert man die Opferzahlen von Auschwitz weiter entsprechend den neuen Tendenzen und erhöht gleichzeitig die Gesamtopferzahl, so ergeben sich 4 Millionen neu zu verteilende Opfer. Die milde Erhöhung der Opferzahlen des Lagers Treblinka von 700.000 auf 1,2 Millionen bei Benz (B468) löst das Problem nicht und steht im Widerspruch zu den obigen Aussagen des gleichen Instituts für Zeitgeschichte. Die verbliebenen 3 bis 4 Millionen Juden kann man unmöglich alleine durch Erschießungen der Einsatzkommandos, Hunger- und Seuchentote und anderes mehr erklären. Solche Menschenmassen in der Größenordnung der gesamten Einwohnerschaft der Hauptstadt Berlin verschwinden nicht spurlos. Es kann daher nicht verwundern, daß Benz in seinem Werk nicht angibt, wo der verschwundene Rest umgekommen sein soll.

4.3. Der Exodus – die Wiederkehr von Vermißten

EINWANDERUNG EUROPÄISCHER JUDEN VOR UND NACH DEM 2. WELTKRIEG

Land Nach Dem Krieg Vor Dem Krieg
Palästina
Israel
USA[60]
Lateinamerika
Kanada, Australien,
England, Südafrika
73.000 (’45-’48)
585.000 (’45-’70)
490.000
150.000
250.000
293.000 (’32-’44)

406.000 (’33-’43)
180.000 (30er Jahre)
90.000 (30er Jahre)

SUMME 1.548.000 969.000

Benz untersucht mit keinem einzigen Absatz das Problem der jüdischen Auswanderung aus Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Mehr noch: Daß es nach dem Zweiten Weltkrieg eine als Exodus berühmt gewordene Völkerwanderung gerade der europäischen Bevölkerung jüdischen Bekenntnisses gegeben hat, wird von Benz überhaupt nicht erwähnt. Die ersten zehn Beiträge glänzen durch Abwesenheit jedes Hinweises auf Auswanderungen nach dem Krieg, andere wiederum (Griechenland und Jugoslawien) geben sich ein Feigenblatt, indem immerhin einige Hundert oder Tausend eingestanden werden, die nach Kriegsende das Land verließen.

Da Benz die Opferzahl zumeist aus der Differenz der Vorkriegs- zu den Nachkriegszahlen ermittelt, muß dies zu einer großen Schräglage führen. Sanning dagegen führt eine Aufstellung der jüdischen Einwanderung in außereuropäische Länder auf, die in obige Tabelle wiedergegeben ist (S231). Sie gilt bis heute als unwidersprochen, so daß man von der Richtigkeit dieser Angaben ausgehen kann.

Sanning weist nach, daß es 1970 im ehemals deutsch besetzten Europa ohne die UdSSR immer noch etwa 860.000 Juden gab (S232). Da die jüdische Bevölkerung Westeuropas nach dem Krieg so gut wie kein Bevölkerungswachstum mehr zu verzeichnen hatte, müssen einschließlich der Nachkriegsauswanderungen (etwa 1,548 Mio., vgl. obige Tabelle) nach dem Krieg mindestens 2.408.000 Juden im deutsch besetzten Teil Europas (ohne UdSSR) gelebt haben. Sanning ermittelte, daß unmittelbar nach dem Krieg im ehemals deutsch besetzten Europa (ohne UdSSR) nur 1.443.000 Juden statistisch aufgefunden wurden (S207), 1,1 Mio. galten als vermißt (vgl. Tabelle S. 169). Benz kommt auf 1,2 bis 1,3 Millionen statistisch erfaßte Juden im ehemals deutsch besetzten Europa (ohne UdSSR) unmittelbar nach dem Krieg. Die Differenz zu den etwa 2,4 Mio. heute von Sanning erfaßten Juden, etwa 1 bis 1,2 Mio. Juden, ist also nach dem Krieg zunächst ohne Registrierung ausgewandert. Setzt man diese unregistrierten Auswanderungen in Bezug zu den von Sanning als vermißt bezeichneten 1,1 Millionen Juden des ehemals deutsch besetzten Europas, so kann man angesichts der großen Schwankungen des Zahlenmaterials nach Sanning keine statistisch abgesicherten Aussagen mehr machen, ob und wenn dann wie viele Juden während des Dritten Reiches eines ungeklärten Todes starben. Statistisch abgesichert heißt dabei: Da die Schwankungen des Zahlenmaterials alleine über einige Hunderttausend gehen, können Verluste in dieser Größerordnung nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden.

Auf jeden Fall aber hat die jüdische Bevölkerung im ehemals deutsch besetzten Europa (ohne die UdSSR) mit hoher Wahrscheinlichkeit keine in die Millionen gehenden Verluste während des Zweiten Weltkrieges erlitten.

4.4. Korrekturen für Wolfgang Benz

AUSGANGSZAHL BENZ: abzüglich Grund
5,3 bis 6 Mio. mind. 1 Mio.
mind. 1,5 Mio.
mind. 0,5 Mio.
0,7 Mio.
mind. 0,3 Mio.
unregistrierte Auswanderung nach dem Krieg
statistisch nicht erfaßte Juden in der UdSSR
Opfer von Krieg, Partisanenkampf und sow. Deportation
statistisch überhöhte Judenzahl im Vorkriegspolen
Wegfall der Vernichtung der ungarischen Juden

5,3 bis 6 Mio. minus mindestens 4 Mio. à maximal 1,3 bis 2 Mio.

Zieht man diese etwa 1 Mio. unregistrierten Auswanderungen von Benz’ angeblich gefundenen 5,3 bis 6 Millionen Opfer ab, so erhält man bei ihm 4,3 bis 5 Millionen Opfer. Davon abzuziehen wäre ferner die Differenz zwischen der in sowjetischen Statistiken aufgetauchten Anzahl sowjetischer Juden und der tatsächlichen Zahl (etwa 1,5 Mio.), die Anzahl der durch andere Umstände in der UdSSR umgekommenen Juden (Deportationen, Krieg, Partisanenkampf, mindestens 500.000), die Anzahl der statistisch hinzugemogelten polnischen Juden (etwa 700.000) sowie die Anzahl der wahrscheinlich nicht gänzlich umgekommenen ungarischen Juden (300.000), also in der Summe etwa 3 Millionen. Somit verblieben bei Benz ein Rest von maximal 1,3 bis 2 Mio. ungeklärten Fällen.

5. Die jüdische Weltbevölkerung

Auch dieses heiße Eisen wird von Benz konsequent gemieden. Sanning macht sich dagegen die Mühe, die weltweite Entwicklung der jüdischen Bevölkerung vor dem Zweiten Weltkrieg bis heute nachzuvollziehen. Er weist unter anderem darauf hin, daß die offiziellen Statistiken nach dem Krieg den Holocaust zwar wiederzuspiegeln scheinen (S255). Jedoch habe die jüdische Weltbevölkerung außerhalb der UdSSR in den ersten Dekaden nach dem Krieg so stark zugenommen, wie es normalerweise nur für Entwicklungsländer oder für eine ländliche Bevölkerung typisch ist (S260). Da die Juden fast überall in der Welt annähernd gänzlich verstädtert sind und zumeist der Mittel- oder sogar Oberschicht angehören, was nur ein geringes Wachstum erwarten läßt, weist dies darauf hin, daß hier etwas nicht stimmt. Nach eingehenden bevölkerungsstatistischen Untersuchungen kommt Sanning zu den Schlüssen, die wir eingangs zitierten, auf die wir hier aber nicht näher eingehen wollen, da ohnehin anscheinend keine Gegenargumente auszuführen sind.

6. Statistische Kontrollen

6.1. Das Schicksal jüdischer Persönlichkeiten

Der schwedische Demograph Carl O. Nordling hat sich Ende der 80er Jahre die Mühe gemacht, anhand der in der Encyklopædia Judaica[61] aufgeführten jüdischen Persönlichkeiten das Schicksal des Judentums im Zweiten Weltkrieg in einer statistischen Studie nachzuvollziehen.[62] Er hat dabei 722 namentlich aufgeführte Juden aus 12 europäischen Ländern,[63] die im Laufe des Weltkrieges unter deutsche (Vor-)Herrschaft kamen, nach folgenden Kriterien ausgewählt:

  1. Geburtsdatum zwischen 1860 und 1909;
  2. am 1.1.1938 noch nicht emigriert;
  3. am 1.1.1939 noch am Leben.

Von diesen 722 Juden sind demnach 317 (44%) vor allem bis Ende 1941 emigriert, 256 (35%) blieben von Internierungen jeder Art verschont. Insgesamt starben in dieser Zeit 95 dieser jüdischen Persönlichkeiten (13%), wovon 57 (8%) auf die östlichen Lager inklusive unbekannter Todesort und -umstände fallen. Unter diesen 8% müßten sich neben Seuchen-, Transport- und Hungertoten auch die Toten der gezielten Massenvernichtung verbergen.

Für die polnischen Juden ergibt sich folgendes Bild:[64]

Von 65 am 1.1.1940 in der Encyklopædia Judaica aufgeführten jüdischen Persönlichkeiten emigrierten 13 (20%), 14 überlebten (22%), 38 kamen um (58%). Von diesen 38 starben allerdings 23 (60% aller Toten) nicht etwa in den Lagern des Ostens, sondern in Freiheit, in Ghettos, auf Transporten, durch Kampfhandlungen oder Strafaktionen sowie an Hunger und Seuchen in westlichen Lagern (Dachau, Nordhausen). Lediglich in 15 Fällen, also bei etwa 23% aller polnischen Persönlichkeiten, ist der Todesort entweder ungeklärt oder liegt in einem der östlichen Lager, wobei auch hier wieder zu berücksichtigen ist, daß ein Teil davon Opfer von Hunger, Seuchen und gewaltsamen Transporten am Kriegsende geworden ist. Auch bei den polnischen Persönlichkeiten bleiben somit wahrscheinlich weniger als 15% Opfer einer hypothetischen Massenvernichtung. Benz geht dagegen davon aus, daß etwa 80-90% aller 1940 in Polen anwesenden polnischen Juden, nach ihm etwa 2 Millionen, in den Gaskammern der Vernichtungslager ermordet wurden (B495).

In einem weiteren Beitrag stellt Nordling seine statistischen Erhebungen den Ergebnissen von W.N. Sanning gegenüber, die wir hier komplett wiedergeben wollen.[65]

Man erkennt die über weite Bereiche erstaunliche Übereinstimmung der Prozentsätze und kann daraus rückschließen, daß die Erhebungen von Sanning mit den Angaben des Schicksals der jüdischen Persönlichkeiten, wie sie in der Encyklopædia Judaica wiedergegeben sind, übereinstimmen. Auffällig ist zudem, daß offensichtlich die Möglichkeit für jüdische Persönlichkeiten oder deren Wille zur Auswanderung zwischen 1939 und 1941 geringer war als bei der durchschnittlichen jüdischen Bevölkerung.

Bevor man jedoch die statistischen Ergebnisse Sanning als korrekt bezeichnet, erscheint es nötig, das Schicksal weiterer jüdischer Bevölkerungsgruppen auf die gleiche Weise zu untersuchen wie das der in der Encyklopædia Judaica wiedergegebenen jüdischen Persönlichkeiten, um folgende mögliche Verzerrungen zu vermeiden:

  1. Die Eintragung jüdischer Persönlichkeiten in die Encyklopædia Judaica des Jahres 1972 wird auch vom Schicksal der entsprechenden Juden im und nach dem Krieg abhängig sein:
    1. So mögen einige Juden nur deshalb aufgeführt worden sein, weil sie aufgrund deutscher Verfolgungsmaßnahmen starben. Beispiele: J. Korczak (1879-1942) wurde registriert, weil er freiwillig mit einer Gruppe Kinder nach Treblinka ging; die Nonne E. Stein (1891-1942) wurde wegen ihres Märtyrertodes aufgenommen. Wenn sie überlebt hätten, wären sie möglicherweise nicht in die Enzyklopädie aufgenommen worden.
    2. Einige Juden wiederum wurden nur deshalb aufgenommen, weil sie den Krieg überlebten und danach zu bekannten Persönlichkeiten werden konnten. Beispiel: P. Mendès-France (*1907) war vor dem Krieg noch ein unbekannter Unterstaatssekretär.
  2. Durch internationale Beziehungen oder materielle Vorteile kann eine Emigration für jüdische Persönlichkeiten einfacher gewesen sein als für den Normalbürger. Allerdings ist diese Kategorie von Juden bereits zu Kriegsbeginn weitgehend emigriert gewesen.
  3. Jüdische Persönlichkeiten können nicht so einfach ihre Identität ändern, untertauchen, fliehen und illegal emigrieren. Der Leidensweg der Persönlichkeiten ist daher im Gegensatz zum Normalbürger meist gut nachvollziehbar.
  4. Jüdische Persönlichkeiten unterlagen möglicherweise wegen ihres stärkeren gesellschaftlichen und politischen Engagements besonders in der Kriegszeit restriktiveren Maßnahmen durch die deutsche Besatzungsmacht.
VERGLEICH DER STATISTISCHEN ERGEBNISSE BEZÜGLICH DER IM DEUTSCHEN MACHTBEREICH LEBENDEN JUDEN MIT DEN ENTSPRECHENDEN ZAHLEN DER IDENTIFIZIERTEN JÜDISCHEN PERSÖNLICHKEITEN IM GLEICHEN GEBIET
Jüdische Gesamtbevölkerung Identifizierte Persönlichkeiten
Kategorie Tausend % % Anzahl Kategorie
Anwesende 1939(11) 5.044 177 148 629 Anwesende im Januar 1939(61)
Emigration 1939 und 1941(11) -2.197 77 48 -206 Emigration 1939 und 1945(61)
Anwesende 1941 = 2.847 100 100 = 423 Anwesende 1941
In Auschwitz registrierte Juden
(unter der Annahme, daß 60%
aller Internierten Juden waren[61])
244 8,6 8,5 35 Nach Auschwitz Deportierte[61]
Vermißte im Mai 45[61] -207 7,3 7,6 -32 Vermißte im Mai 45[61]
Überlebende von Auschwitz = 37 1,3 0,9 = 4 Überlebende von Auschwitz
In Theresienstadt registriert[66] 141 5,0 5,0 21 Nach Theresienstadt Deportierte[61]
Aus Theresienstadt Verschickte[66] -88 3,1 1,2 -5 Aus Theresienstadt Verschickte[61]
In Theresienstadt Gestorbene[66] -33,5 1,2 1,2 -5 In Theresienstadt Gestorbene[66]
Überlebende von Theresienstadt = 19,5 0,7 2,6
17,0
= 11
72
Überlebende von Theresienstadt
Nach Deportationen in KZ’s Verschwundene[61]
Weder durch Auswanderung noch durch natürlichen Tode Verschwundene[11] 304 10,7 12,3 52 Nicht durch natürlichen Tod Verschwundene
Überlebende in allen Lagern im April 1945[67] 275 9,6 5,7 24 Überlebende in allen Lagern im Mai 1945

6.2. Die Korherr-Berichte

Richard Korherr war der führende Statistiker des Dritten Reiches. Er fertigte Anfang 1943 auf Wunsch Himmlers einen Bericht über die Entwicklung der jüdischen Bevölkerungszahlen in Europa seit der NS-Machtübernahme an, den Himmler Hitler vorlegen wollte. Nach mehreren Unterredungen und einem Briefwechsel mit Himmler modifizierte und kürzte Korherr seinen ersten Bericht ab.[68] Diese beiden Berichte sowie der dazugehörige Briefverkehr gehören mit zu den angeblich zentralen Beweisstücken des Holocaust, aufgrund dessen zum Beispiel G. Wellers glaubte, die Opferzahlen des Holocaust allein bis Ende März 1943 auf etwa 21/2
Millionen festsetzen zu können.[69]

Zunächst einmal muß festgestellt werden, daß in den Korherr-Berichten und dem zugehörigen Briefverkehr, der nur für Himmlers und Hitlers Augen bestimmt war, nichts auf eine Tötungsabsicht gegenüber den europäischen Juden hinweist oder darauf, daß schon eine Tötung stattgefunden habe, was erstaunlich genug ist, da man solches vor Himmler oder Hitler kaum hätte verheimlichen müssen. Man kann seinem Bericht aber entnehmen, daß etwa 21/2 Millionen Juden gen Osten evakuiert wurden. Korherr stellt fest:

»Von 1937 bis Anfang 1943 dürfte die Zahl der Juden in Europa teils durch Auswanderung, teils durch Sterbeüberschuß der Juden in Mittel- und Westeuropa, teils durch Evakuierungen vor allem in den völkisch stärkeren Ostgebieten, die hier als Abgang gerechnet werden, um schätzungsweise 4 Millionen zurückgegangen sein.«[70]

Warum erwähnt Korherr, daß die Evakuierungen hier als Abgang gerechnet werden? Das kann nur dann einen Sinn haben, wenn sie eigentlich nicht aus Europa verschwunden sind, aber dennoch in der Statistik als abgewandert geführt werden. Waren sie also nicht tot? S. Challen hat nicht nur dieser Zusatz sowie das Fehlen jedes Hinweises auf den Massenmord in diesen streng geheimen, nur für Himmler und Hitler gedachten Papieren irritiert, sondern auch die Tatsache, daß der angeblich beste Statistiker Deutschlands eklatante Fehler seines Berichtes elegant zu tarnen vermochte.[71]

So schreibt Korherr in seinem Schlußsatz, daß die jüdischen Bevölkerungsverluste von 1933 bis 1943 (5 Millionen) zur Hälfte durch Auswanderungen in andere Kontinente verursacht wurden, man findet in seinen Zahlenangaben jedoch nur etwa 1,5 Millionen Auswanderungen. Es fehlen also etwa 1 Million Auswanderungen. Damit stellt sich die Frage: Warum hat der beste Statistiker Deutschlands bei einem für Hitler gedachten Geheimbericht eine seinem Zahlenmaterial widersprechende Schlußfolgerung gezogen? Zählt man die einzelnen Posten Korherrs zu den 1943 weltweit verstreuten Juden auf, so kommt man zudem auf eine Zahl, die nur knapp unter dem Vorkriegsbestand liegt, eine Massentötung ist also schon von daher auszuschließen. S. Challen hat sich daher die Mühe gemacht, die Angaben Korherrs genauer unter die Lupe zu nehmen. Letztlich kommt er zu der Überzeugung, daß Korherr im Auftrage Himmlers die Emigrationszahlen im Zahlenwerk um eine Million reduziert und die Anzahl der gen Osten Evakuierten um eine Million erhöht hat. In einem der Briefe schreibt Himmler dann auch, daß sich dieser Bericht gut zu Tarnzwecken eignen würde.[72] Challen kommt zu der gut begründeten Überzeugung, daß Himmler vor Hitler vertuschen wollte, daß im Osten sowohl ein Großteil der polnischen als auch der russischen Juden durch Flucht und sowjetische Evakuierungsmaßnahmen entkommen sei. Nach Challens Berechnungen auf der Basis des Zahlenmaterials von Korherr erlitten die Juden während des Zweiten Weltkrieges Verluste in der Höhe von etwa 1,2 Millionen Menschen, davon etwa 750.000 im Machtbereich Deutschlands.

Letztlich ist also der Korherr-Bericht eine Bestätigung der von Sanning gefundenen Zahlen über das Schicksal des osteuropäischen Judentums. Als Beweis für eine Massenmord-Hypothese eignen sie sich jedenfalls nicht im geringsten.

6.3. Die Wiedergutmachung

Eine oft gestellte Frage lautet, ob man nicht anhand der Zahl jüdischer Wiedergutmachungsanträge erkennen könne, wie viele Juden die Herrschaft des Dritten Reiches überlebt hätten. Tatsächlich stößt man bei dieser Untersuchung auf unüberwindliche Probleme. Das Bundesfinanzministerium gibt zwar auf Anfrage detaillierte Auskünfte über die Wiedergutmachungsleistungen an die Verfolgten des Dritten Reiches. So wurden nach dem Stand vom 1.7.1979 etwa 4,3 Millionen Einzelanträge zur Wiedergutmachung gestellt, heute nennt das Bundesfinanzministerium etwa 4,4 Millionen Einzelanträge.[73] Man kann diese Zahl aber aus mehreren Gründen nicht interpretieren. Einerseits registriert das Ministerium nicht die Konfession der Antragsteller, so daß sich nicht ermitteln läßt, wie hoch der Anteil der Juden daran ist. Zweitens sind etwa die Hälfte aller Anträge abgelehnt worden, wobei nicht klar wird, warum dies geschah, etwa weil der Antragsteller gar nicht im Herrschaftsbereich des Dritten Reiches war oder weil er trotz z.B. jüdischer Konfession keinen Schaden erlitten hatte. Eine Wertung dieser Ablehnungen ist daher nicht möglich. Drittens registriert die Statistik des Finanzministeriums nicht die Zahl der Antragsteller, sondern die Zahl der Anträge. Da jede Wiedergutmachungsart (Schaden an Leben, Gesundheit, Eigentum, Vermögen oder im beruflichem Fortkommen etc.) getrennt beantragt wird, kann ein Antragsteller durchaus mehrere Anträge gestellt haben. Andererseits wurde ein Großteil der Anträge von Gruppen in cumulo gestellt, so daß in der Statistik ganze Familien oder noch größere Menschengruppen lediglich durch einen Antrag auftauchen. Ferner muß berücksichtigt werden, daß die Juden in der Sowjetunion bis vor kurzem keine Wiedergutmachung kassieren konnten, somit also in der Statistik nicht enthalten sind. Eine amerikanische Zeitung berichtete schließlich, daß nur etwa jeder zweite Holocaust-Überlebende Wiedergutmachungsgelder aus Deutschland erhalte.[74] Daher eignen sich die bisher vorliegenden statistischen Angaben über die Wiedergutmachungsanträge nicht zur Lösung bevölkerungsstatistischer Fragen.

7. Schlußfolgerungen

Das Buch von W.N. Sanning ruht bezüglich seiner Untersuchungen der mittel- und westeuropäischen Staaten nicht auf dem sichersten statistischen Fundament. Hier kann Benz durch besseres Material glänzen. Beide Werke schließlich behandeln das Problem der ‘Geltungsjuden’ nicht konsequent. Während bei Benz jeder Autor nach Gutdünken verfährt, befaßt sich Sanning mit diesem Problem nur am Rande.

Entscheidend aber für die Frage der Opferzahl des Holocaust sind die Untersuchungen der Länder Polen, UdSSR und Ungarn sowie die Frage der Nachkriegsauswanderungen. Hier versagt das Benz-Werk völlig.

Betrachten wir zur Beurteilung der beiden Werke die Grafik 1. Die Balkenhöhe der Grafik repräsentiert die Anzahl der Juden vor Beginn des Zweiten Weltkrieges im Gebiet des späteren Zugriffsbereichs des Dritten Reiches. Grob betrachtet erhält Benz die Zahl der Holocaust-Opfer, indem er von dieser Ausgangszahl die Zahl derer abzieht, die während und nach dem Krieg registiert ausgewandert sind.

Er zählt die jüdischen Opfer aus sowjetischer Deportation und Lagerhaft ebenso auf das deutsche Konto wie die Opfer von Pogromen, die weder mit Hilfe noch mit Duldung deutscher Truppen stattfanden, die Opfer aus alliierten Bombardierungen und aus den Gefallenen des Arbeitsdienstes, die jüdischen Opfer in den Reihen der sowjetischen Armeen und die Opfer aus dem regulären Partisanenkampf. Da es sich hierbei weder um vorsätzliche noch um fahrlässige, strafbare Tötungshandlungen durch Deutsche handelt, ist diese Methode der Opfermaximierung unredlich zu nennen. Sanning schließt diese Opfer zu recht aus seiner Analyse aus, freilich mit Ausnahme der nur schlecht bezifferbaren und von eventuellen irregulären Erschießungen abzugrenzenden regulären Partisanenopfer.

 

Grafik 1: Schematische Darstellung der Methoden zur Holocaust-Opferzahlenbestimmung von W. Benz und W.N. Sanning. Die Höhe der einzelnen Bereiche sagt nichts über die Anzahl der Fälle aus.

Auch die Bestimmung tatsächlicher oder nur scheinbarer Bevölkerungsverluste durch zivile Vorgänge wie natürliche Sterbeüberschüsse, Religionsübertritte, unregistrierte Auswanderungen während und vor allem nach dem Krieg sowie statistisch heute nicht erfaßte Juden wird von Benz fast völlig ignoriert. Benz verschweigt insbesondere die als Exodus bekannt gewordene, zum Teil unkontrollierte und unregistrierte Massenauswanderung nach dem Krieg, die heute allgemein anerkannte Tatsache, daß die sowjetischen Statistiken nur einen Bruchteil der tatsächlich in der Sowjetunion lebenden Juden wiederspiegeln und den Umstand, daß die polnischen Juden in der Zwischenkriegszeit durch Auswanderung und Überalterung große Bevölkerungsverluste auch durch Sterbeüberschüsse hinnehmen mußten.

Er betont, daß es bezüglich der sowjetischen Evakuierungen, der jüdischen Bevölkerungsentwicklung in Polen und der polnischen Fluchtbewegung keine sicheren Zahlen gebe und daß man auf Schätzungen angewiesen sei. Zu seinen völlig falschen Schätzungen kommt er schließlich ohne jede Beweisführung innerhalb weniger Sätze. Obwohl er zugibt, daß gerade in diesen Bereichen Forschungsbedarf besteht, weicht er diesem aus.

Statt dessen wird mit einer kaum zu bremsenden Wortgewalt die jüdische Frühgeschichte und die Geschichte antijüdischer Maßnahmen jedes Landes wiederholt, was andere Autoren schon zuhauf und zum Teil wesentlich besser getan haben, was zur Lösung der selbstgestellten Aufgabe aber nichts beiträgt.

Neuere Forschungsergebnisse, z.B. Luftbildauswertungen bezüglich der angeblichen Vernichtung der ungarischen Juden, werden ebenfalls völlig ignoriert. Schlimmer noch: Benz erzählt bezüglich der angeblichen Tötungsmethoden den alten, längst widerlegten Behauptungen weiter und ignoriert, daß auf diesem Feld allein sachverständige Techniker und Naturwissenschaftler kompetente Fachleute sind.

Schließlich zitieren Benz und Mitarbeiter stalinistische und kommunistische Quellen ohne einen Funken der Kritik, selbst wenn sie offenkundig von Schauprozessen herrühren, und bedienen sich ohne Skrupel der stalinistischen Terminologie, womit sie sich in ein zweifelhaftes, unwissenschaftliches Licht stellen.

Vierzehn der vermeintlich besten Fachhistoriker der Welt[75] sind zudem offensichtlich nicht fähig gewesen, für eine gleichmäßige Handhabung der Ländergrenzen in den einzelnen Beiträgen zu sorgen, um damit bei der Addition der Opferzahlen die Doppelzählung von einer halbe Million Opfer zu vermeiden.

So fällt das Urteil, daß sie eigentlich Anderen zugedacht haben, auf sie selber zurück:

»[…] lassen fast alle übrigen Arbeiten über den Holocaust den Eindruck entstehen, die Zahl der Opfer könne unmittelbar aus der rückläufigen Zahl der [gezählten] Juden […] abgeleitet werden.« (B408)

BEURKUNDETE STERBEFÄLLE
IN DEUTSCHEN KZs
GESAMT 289.597
Auschwitz 56.068
Bergen-Belsen 6.852
Buchenwald 20.679
Dachau 18.454
Flossenbürg 18.333
Groß-Rosen 9.817
Majdanek 8.824
Mauthausen 78.841
Mittelbau 7.463
Natzweiler 4.431
Neuengamme 5.777
Ravensbrück 3.639

Stand 31.12.1988

»[…] Der Verf. [Benz inklusive Koautoren] glänzt durch methodisch unzulässigen Umgang mit dem statistischen Material und ebenso kühne wie nachweislich irrige Kombinationen und Schlüsse.« (B558 Fußnote 396)

Sanning macht wie Benz den Fehler, die statistischen Zahlen auf die Goldwaage zu legen. Aufgrund ihrer tatsächlichen Schwankungen ist eine gesicherte Aussage über die Frage, wie viele hunderttausend Juden ihr Leben im deutschen Einflußbereich verloren, nicht möglich. Diese Werte gehen in den Schwankungen des statistischen Materials unter. Als gesichert können bis heute nur jene Zahlen gelten, die vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes angegeben werden. Dessen Sonderstandesamt in Arolsen sammelt bekanntlich alle amtlich dokumentierten Todesfälle in deutschen Konzentrationslagern des Dritten Reiches. Nach einer Übersicht vom 1.1.1993 sind danach 296.081 Todesfälle beurkundet. Die Aufteilung dieser Sterbefälle auf die einzelnen Lager ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.

Wahrscheinlich dürften Juden an der Gesamtzahl etwa die Hälfte ausmachen. Man muß aber bedenken, daß dies nicht alle Fälle sind. Die Lager Chelmno, Belzec, Sobibor und Treblinka sind genausowenig aufgeführt wie die Opfer in den Ghettos. Schließlich muß man bedenken, daß in Auschwitz nach den Sterbebüchern allein bis Ende 1943 etwa 66.000 Menschen starben[76] und daß von den Amerikanern im KL Dachau 25.000 Tote allein für die Kriegszeit angegeben wurden.[77] Realistisch geschätzt wird die tatsächliche Opferzahl also mindestens doppelt so hoch gewesen sein wie die von Arolsen aufgeführte Summe der namentlich dort registrierten Opfer. So soll sich nach anderen, nicht genauer bezeichneten Angaben die Zahl der mittlerweile namentlich registrierten Opfer auf 450.000 belaufen.[78] Wie hoch daran schließlich der Anteil der Juden ist, die zweifellos den größten Anteil stellen, bleibt vorerst ungewiß.

Selbst unter diesem Gesichtspunkt betrachtet war die Ernte des Todes groß.


[1] Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Miltärgerichtshof Nürnberg (IMT), Nürnberg 1947, Band XXXI, S. 85f. und Band XI, S. 255ff., 285ff.
[2] IMT

Band IV, S. 412.

[3] So auch die Aussage von W. Benz (Hg.), Dimension des Völkermords, Oldenbourg, Münschen 1991, S. 1ff.
[4] R. Aschenauer, Ich, Adolf Eichmann, Druffel, Leoni 1980, S. 460f., 473ff., 494; über den historischen Quellenwert dieser Eichmann-Biographie vgl. D. Kluge, Deutschland in Geschichte und Gegenwart (DGG), 29(2) (1981) S. 31-36. Siehe ferner bei P. Rassinier, Was ist Wahrheit?, Druffel, Leoni, 81982, S. 90, 134; R. Servatius, Verteidigung Adolf Eichmann, Harrach, Bad Kreuznach 1961, S. 62ff.; U. Walendy, Historische Tatsache Nr. 18, Verlag für Volkstum und Zeitgeschichtsforschung, Vlotho 1983; H. Arendt, Eichmann in Jerusalem, Reclam, Leipzig 1990, S. 331ff.
[5] J. Hoffmann, Stalins Vernichtungskrieg 1941-1945, Verlag für Wehrwissenschaften, München 1995, S. 160f.
[6] Aussage von M. Broszat, Gutachter vor dem Schöffengericht Frankfurt am 3.5.1979, Az. Js 12 828/78 919 Ls.
[7] Vgl. die Ausführungen von Prof. F.H. Hankins, zeitweilig Präsident der amerikanischen Vereinigung für Demographie, wiedergegeben in The Journal of Historical Review (JHR) 4(1) (1983) S. 61-81.
[8] R. Harwood, Starben wirklich sechs Millionen?, Historische Tatsachen Nr. 1, Historical Review Press, Richmond 1975, S. 9, 33f.; vgl. auch R. Rothkranz, Die kommende Diktatur der Humanität, Band 2, Pro Fide Catholica, Durach 1990, S. 91ff.
[9] W. Benz, Anm. 3, S. 9ff., basierend auf H. Rothfels, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (VfZ) 14 (1966) S. 244.
[10] J. Lestschinsky, »The Decline of European Jewry«, Congress Weekly, New York 24.9.1951; L. Poliakov, Bréviaire de la haine, Paris 1951; G. Reitlinger, The Final Solution, Michell, London 1953, dt.: Die Endlösung, V. Spiess, Berlin 1956; H. Krausnick, Aus Politik und Zeitgeschichte 4(32) (1954) S. 426f.; P. Rassinier, Was nun, Odysseus?, Priester, Wiesbaden 1960; A. Erhardt, Sonderbeilage zu Nation Europa 12 (1961); H. Krausnick, in: Dokumentation zur Massenvergasung, Bundeszentrale für Heimatdienst, Bonn 1962, S. 16-22; P. Rassinier, Deutsche Hochschullehrer Zeitung (DHZ) 1/2 (1963) S. 61; G. Wellers, Aus Politik und Zeitgeschichte 28(30) (1978) S. 22-39; R. Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden, Olle & Wolter, Berlin 1982, S. 811f.; F.H. Hankins, JHR 4(1) (1983) S. 61-81.
[11] W.N. Sanning, The Dissolution of the Eastern European Jewry, Institute for Historical Review, Torrance, CA, 1983; dt.: Die Auflösung des osteuropäischen Judentums, Grabert, Tübingen 1983; vgl. ders., DGG 28(1-4) (1982) S. 12-15, 17-21, 17-21, 25-31, sowie die Diskussionen mit der Gegenseite: W.D. Rubinstein, W.N. Sanning, A.R. Butz, JHR 5(2-4) (1984) S. 367-373; D. Desjardins, J.S. Conway, JHR 7(3) (1986) S. 389-403.
[12] W.N. Sanning, Die Auflösung…, Anm. 11, S. 278f.
[13] W. Benz, Anm. 3, S. 17. Da jeder Beitrag dieses Buches mit einer Übersicht über die Geschichte des Judentums des jeweiligen Landes beginnt und alle antijüdischen Gesetze, Maßnahmen und Ereignisse im Detail schildert, muß man sich erst durch einen Unmenge bereits in vielen anderen Werken erarbeiteter Ausführungen durchschlagen, um die statistisch relevanten Daten aus dem Buchstabendickicht herausfiltern zu können. Das Volumen des Benz-Werkes sagt also nichts über dessen statistisch relevanten Inhalt aus.
[14] Ebenda, S. 20.
[15] Erste Kritiken an W. Benz erfolgten bereits von W. Hackert, DGG 40(2) (1992) S. 19-24, und von U. Walendy, Historische Tatsache Nr. 52, Verlag für Volkstum und Zeitgeschichtsforschung, Vlotho 1992, S. 27-33.
[16] So auch der Kommentar von E. Jäckel, Professor für Zeitgeschichte in Stuttgart, in seiner Rezension des Benz-Werkes in der ZEIT vom 28.6.1991.
[17] Zur Beziehung Zionismus und Nationalsozialismus vgl. A. Schölch, VfZ 30 (1982) S. 646-674; F.R. Nicosia, Hitler und der Zionismus, Druffel, Leoni 1989, ders., VfZ 37 (1989) S. 367-400.
[18] Vgl. Schreiben des GeStaPo-Chefs Müller an den Beauftragten des Chefs der SiPo und des SD in Belgien und Frankreich, 23.10.1941, in: P. Longerich (Hg.), Die Ermordung der europäischen Juden, Piper, München 21990, S. 82.
[19] G. Reitlinger, The Final Solution, US-Ausgabe bei A.S. Barnes, New York 1961.
[20] W.N. Sanning führt mehrere Beispiele für solche übertriebene Zahlen deutscher Stellen an: Rumänien: 1,5 bis 2 Mio. (real etwa 700.000); Frankreich: 1,2 Mio. (real etwa 300.000) (S40).
[21] S. Klarsfeld, Memorial to the Jews deported from France 1942-1944, Beate Klarsfeld Foundation, New York 1983, S. xxvi.
[22] C.O. Nordling, What happend to the 75,000 Jews who were deported from France?, unveröffentlichte Arbeit.
[23] Jüdische Einwanderer nach Israel wurden moralischem Druck ausgesetzt, ihren zumeist deutsch klingenden Namen zugunsten eines hebräischen abzulegen. Vgl. J.G. Burg, Schuld und Schicksal, Damm. München 31962.
[24] Einzelberichte in St. Petersburg Times, 30.10.1992: »Miracles still coming out of Holocaust«; Chicago Tribune, 29.6.1987: »Piecing a family back together«; State-Times (Baton Rouge), 24.11.1979, S. 8; Jewish Cronicle, 6.5.1994: »Miracle meeting as ‘dead’ sister is discovered«; vgl. San Francisco Chronicle, 25.11.1978, S. 6; Northern California Jewish Bulletin, 16.10.1992; vgl. JHR 13(1) (1993) S. 45.
[25] C.O. Nording, The Jews of Kaszony, unveröffentlichte Arbeit.
[26] S. Klarsfeld, Anm. 21, Anmerkung zu Tabelle III, S. xxvi.
[27] R. Faurisson hat darauf hingewiesen (S. Thion, Vérité Historique ou vérité politique?, La Vielle Taupe, Paris 1980, S. 328), daß laut D. Czech (Hefte von Auschwitz 7 (1964) S. 88) keine Frau des Transportes Nr. 71 von Frankreich nach Auschwitz eine Registriernummer erhielt, daß also alle Frauen nach Ankunft vergast worden seien. Dem widerspreche die Feststellung von S. Klarsfeld (Anm. 21, S. XXVII), daß 70 Frauen dieses Tranportes überlebt hätten, darunter Simone Jacob (Anm. 21, S. 519), die später unter dem Namen Simone Veil als erste Präsidentin des Europaparlamentes bekannt wurde. Nach der Neuausgabe des Kalendariums (D. Czech, Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939 – 1945, Rowohlt, Reinbek 1989, S. 757), sollen nun doch 223 Frauen dieses Transports eine Nummer (78560-78782) erhalten haben, also nach herrschender These als arbeitsfähig selektiert worden sein. Ob sich unter diesen 223 die bei Klarsfeld erwähnten 70 überlebenden Frauen befanden, ist unseres Wissens nicht geklärt.
[28] Sanning führt nicht aus, ob er sie möglicherweise bei Italien aufgeführt hat. Da seine Zahlen dort größer sind als die von Benz (siehe oben), ist dies möglich.
[29] Bezüglich Batschka vgl. B330, bezüglich Siebenbürgen B409.
[30] A.R. Butz, The Hoax of the Twentieth Century, Historical Review Press, Brighton, Sussex, 21977, S. 138.
[31] So z.B. die Zeuginnen J. Lazar und L. Heuser im Prozeß gegen G. Weise, vgl. R. Gerhard (Hg.), Der Fall Weise, Türmer, Berg 21991, S. 28 & 33.
[32] S. Klarsfeld, The Auschwitz-Album, Beate Klarsfeld Foundation, New York 1980.
[33] J.C. Pressac, Les crématoires d’Auschwitz, la maschinerie du meutre de masse, Édition du CNRS, Paris 1993, S. 147, bezieht sich ohne nähere Quellenangabe auf Yad Vashem.
[34] W.N. Sanning hat mittlerweile von seiner These abstand genommen, persönliche Mitteilung.
[35] Vgl. J.C. Ball, Air Photo Evidence, Ball Recource Services Ltd, Delta, B.C., 1992; vgl. seinen Beitrag im Buch sowie J. Konieczny, The Soviets, but not the Western Allies, should have bombed the Auschwitz camp, Polish Historical Society, Stamford, CT, April 1993.
[36] J. Konieczny, Anm. 35.
[37] Vgl. die Richtigstellung von M. Broszat, Institut für Zeitgeschichte, DIE ZEIT, 19.8.1960, sowie an einen schwedischen Empfänger mit Briefkopf des IfZ, 17.7.1961; daneben: H. Wendig, Richtigstellungen zu Zeitgeschichte, Heft 5, Grabert, Tübingen 1993; E. Kern, Meineid gegen Deutschland, Schütz, Göttingen 1968, S. 263ff; ausführliches Quellenmaterial dazu in: F.A. Leuchter, Der zweite Leuchter Report, Samisdat Publishers, Toronto 1989.
[38] A.R. Butz, Anm. 30, S. 139.
[39] Während der Beitrag über die Tschechoslowakei von 102.542 Juden in der Karpathoukraine spricht (B355), geht der Beitrag über Ungarn lediglich von 78.000 Juden aus (B338). Also auch hier: Ungenauigkeiten und Widersprüche.
[40] H. Graml, “Die Auswanderung der Juden aus Deutschland zwischen 1933 und 1939″ in: Institut für Zeitgeschichte (Hg.), Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte, Band 1, Selbstverlag, München 1958, S. 80
[41] Vgl. auch die Angaben von J.G. Burg, Schuld und Schicksal, Damm, München 31962, S. 11ff.
[42] Keesing’s Archiv der Gegenwart

, 16./17. Jahrgang, Rheinisch-westfälischer Verlagskontor, Essen 1948, S. 651, Meldung B vom 15.2.1946. Die alliierten Besatzungsbehörden registrierten offiziell in der Nachkriegszeit bis zu 5.000 polnisch-jüdische Emiganten wöchentlich (!) allein in den Westzonen, W. Jacobmeyer, VfZ 25 (1977) S. 120-135, bes. 125. Hinzu kommen die Migrationen über andere Länder sowie die nichtregistrierten Emigranten.

[43] Vgl. z.B. V. Suworow, Der Eisbrecher, Klett-Cotta, Stuttgart 1989; ders. Der Tag M, ebenda, 1995; E. Topitsch, Stalins Krieg, Busse Seewald, Herford 21990; W. Post, Unternehmen Barbarossa, Mittler, Hamburg 1995; J. Hoffmann, Stalins Vernichtungskrieg, Verlag für Wehrwissenschaften, München 1995; Vgl. W. Strauß, »Der Zweite Weltkrieg begann am 19. August«, in: Staatsbriefe 7(2-3)(1996), S. 6-11 und 7(4)(1996), S. 9-13.
[44] New York Post

, 1.7.1990.

[45] Vgl. die Beiträge von F.P. Berg und I. Weckert im Buche.
[46] Vgl. die Beiträge von H. Tiedemann und J.C. Ball im Buche.
[47] Vgl. C. Loos, RHR 5 (1991) S. 136-142, sowie den Beitrag von A. Neumaier im Buch.
[48] F. Kadell, Die Katyn Lüge, Herbig, München 1991.
[49] IMT

Band VII, S. 196, 8.2.1946.

[50] IMT

Band VII, S. 635ff., 19.2.1946; vgl. Dokument USSR-4, nicht in IMT-Dokumentenbänden enthalten.

[51] S. Werner, Die zweite babylonische Gefangenschaft, Selbstverlag, Pfullingen 1990; ders., DGG 41(4) (1993) S. 13 – 17.
[52] Vgl. Jüdische Allgemeine Wochenzeitung, 26.7.1990; Der Spiegel, 30/90, 111; Süddeutsche Zeitung, 21.9.1990; Die Tageszeitung, 18. und 19.7.1990; vgl. auch F. Piper, Die Zahl der Opfer von Auschwitz, Verlag Staatliches Museum in Oswiecim, Auschwitz 1993.
[53] J.-C. Pressac, Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes, Piper, München 1994, S. 202.
[54] E. Nolte, Streitpunkte, Propyläen, Berlin 1993, S. 312.
[55] »Mehr Judenmorde als bisher bekannt«, Süddeutsche Zeitung, 17.12.1991, S. 7, ähnlich die übrige Tagespresse.
[56] Vgl. den Beitrag von A, Neumaier in diesem Band.
[57] Mitteilung des Institutes für Zeitgeschichte, Mai 1990.
[58] Siehe dazu neben E. Kern, Anm. 37 auch G. Schirmer, Sachsenhausen – Workuta, Grabert, Tübingen 1992, S. 10, 49ff.
[59] I. Arndt, W. Scheffler, VfZ 24 (1976) S. 105.
[60] Da die USA nicht die Religionszugehörigkeit von Einwanderen registrierten, sind die offiziellen Daten der USA über die Zuwanderung von Juden sehr unzuverlässig, vgl. Sanning, Anm. 11, S. 210-220. Wie prolematisch die Zahlenangaben der in die USA lebende Juden sind, ergibt sich aus einer Meldung des National Observer vom 2.7.1962, nach dem es damals in den USA statt, wie offiziell verlautet, etwa 5 bis 6 Mio Juden (vgl. E.L. Ehrlich, Aus Politik und Zeitgeschichte 38(16) (1988) S. 16-22) 12 Mio gegeben haben soll – eine sehr unwahrscheinlich hohe Zahl; vgl. DHZ 4 (1962) S. 31f.
[61] Encyklopædia Judaica

, Jersualem 1972.

[62] C.O. Nordling, Revue d’Histoire révisionniste (RHR) 2 (1990) S. 50-64; engl.: JHR 10(2) (1990) S. 195-209. Auf diese Arbeiten machte mich R. Faurisson dankenswerterweise aufmerksam.
[63] 170 Franzosen, 96 Polen, 93 Deutsche, 85 Österreicher, 64 Ungarn, 63 Italiener, 49 Niederländer, 42 Tschechoslowaken, 29 Rumänen, 13 Dänen, 9 Jugoslawen, 9 Belgier.
[64] C.O. Nordling, RHR 4 (1991) S. 95-100, mit Korrekturen gegenüber Anm. 62; die hier aufgeführten Zahlen wurden nach den neuesten Forschungen von C.O. Nordling aktualisiert.
[65] C.O. Nordling, RHR 5 (1991) S. 96-106; engl.: JHR 11(3) (1991) S. 335-344.
[66] H.G. Adler, Theresienstadt 1941 – 1945, Mohr, Tübingen 1955.
[67] N. Masur, En jude talar med Himmler, Stockholm 1945.
[68] IMT-Dokumente NO-5193 bis 5198.
[69] G. Wellers, Anm. 10.
[70] IMT-Dokumente NO-5193.
[71] S. Challen, Richard Korherr and his Reports, Cromwell Press, London 1993.
[72] IMT-Dokumente NO-5197.
[73] J. Fisch, Reparationen, C.H. Beck, München 1992; E. Rumpf, Wiedergutmachung, Kultur- und Zeitgeschichte – Archiv der Zeit, Rosenheim o.J.; vgl. M. Weber, JHR 8(2) (1988) S. 243-250; dt.: DGG 37(1)(1989) S. 10ff.
[74] The Atlanta Journal and Constitution

, Georgia, 31.3.1985, A14ff.

[75] Neben den Beitragenden dankt Benz den Professoren I. Gutmann, O.D. Kulka, Y. Bauer, C. Browning, C. Madajczyk, H. Krausnick, H.D. Loock, R.L. Braham und W. Scheffler, S. 20.
[76] Pressac rechnet die Anzahl für die ganze Bestehenszeit des Lagers auf plausible 130.000 hoch, Anm. 33, S. 144ff.
[77] Prosecution Exhibit no. 35, National Archives USA, 13.5.1945, ref. no. M-1174, roll 4, frame 54., vgl. E. Gauss, Vorlesungen über Zeitgeschichte, Grabert, Tübingen 1993, S. 235.
[78] W. Sofsky, Die Ordnung des Terrors: Das Konzentrationslager, Fischer, Frankfurt 21993, S. 331, Fußnote 37, zitiert das Rote Kreuz ohne Quellenangabe mit 450.000 namentlich registrierten Opfern.