Ernst Zündel, intim (in German)

Dieser Artikel erschien als Vorwort zur revidierten Neuauflage von Robert Lenskis Buch Der Holocaust vor Gericht: Der Prozeß gegen Ernst Zündel 1988 (Castle Hill Publishers, Uckfield 2010, S. 7-13).

Vorwort zur revidierten Neuauflage 2010

Von Germar Rudolf

Ein guter Freund hat mich gebeten, ein paar Worte über Ernst Zündel zu schreiben. Angesichts der Gefahren, die insbesondere für einen Deutschen damit verbunden sind, sich öffentlich zu einer Freundschaft mit Ernst zu bekennen, habe ich gezögert, der Bitte nachzukommen. Ich habe mich dann aber doch dafür entschieden, denn ich möchte nicht auch noch zu der gesellschaftliche Ausgrenzung dieses Dissidenten beitragen, sondern vielmehr meine Solidarität mit ihm kundtun. Es ist die Solidarität eines Leidensgenossen, der weiß, wie weh es tut, wenn sich Freunde distanzieren. Deshalb kommt eine wie auch immer geartete Distanzierung von Ernst für mich nicht in Frage.

Es besteht die Gefahr, daß ich für diesen Akt der Solidarität selber wieder zum Brennpunkt von Angriffen und vielleicht sogar von strafrechtlicher Verfolgung werde. Sei es drum. Ich weiß zur Zeit der Abfassung dieser Zeilen nicht, in welchem Zusammenhang meine Worte veröffentlicht werden, aber ich will dies auch nicht wissen. Denn mein Solidaritätsbekenntnis zu Ernst ist in dieser Hinsicht bedingungslos. Es davon abhängig zu machen, wo es erscheinen wird, hieße entweder, sich zum Richter über anderer Leute Meinung aufzuschwingen, oder aber der staatlichen Zensur friedlicher Texte den Anschein der Legitimität zu geben und ihr zudem noch eine Selbstzensur als weitere Stufe hinzuzufügen. Und dazu werde ich mich nicht hergeben.

Doch nun zu Ernst Zündel. Warum, so mag sich der unbedarfte Leser fragen, sollte gerade ich imstande sein, etwas Interessantes über ihn zu schreiben? Nun, die kurze Antwort darauf ist, daß wir beide praktisch im selben Boot sitzen. Was das genau heißt, will ich nachfolgend erläutern, stellt es doch jenes Interessante dar, über das ich berichten kann.

Mitte der 1980er Jahre, während meines Chemiestudiums, schenkte mir meine Mutter zum Geburtstag eine Neuauflage des erstmals 1968 erschienenen Büchleins “Vergangenheitsbewältigung” des Schweizer Politologen Dr. Armin Mohler.[1] Damals war ich an deutscher Geschichte und ihrer Verzerrung sowie ihrem Mißbrauch für politische Zwecke sehr interessiert. Dieses Interesse ließ nie ganz nach, obwohl ich gegen Ende meines Chemiestudiums andere Prioritäten hatte. Das änderte sich dann jedoch nach meinen Diplomprüfungen Ende 1988, als ich wieder freie geistige Kapazitäten hatte, um mich meinem Hobby zuzuwenden: dem Lesen von Büchern über Geschichte, Politik, Soziologie usw. Gerade zu jener Zeit erschien Mohlers Buch in einer gänzlich neu bearbeiteten Neufassung, und ich mußte mir das Buch einfach beschaffen.[2]

Im Zusammenhang des vorliegenden Buches von besonderem Interesse ist, daß Armin Mohler in dieser 1989er Neuauflage an einer Stelle auf den sogenannten Leuchter-Bericht eingeht. Es handelt sich dabei um ein 1988 für den zweiten Zündel-Prozeß auf Zündels Veranlassung erstelltes Gutachten des U.S.-Amerikaners Fred Leuchter. Leuchter galt damals als der einzige U.S.-Experte für Entwurf, Herstellung und Wartung von Hinrichtungsapparaten. Wie Mohler in seinem Buch berichtete, war Leuchter in seinem Gutachten zu dem Schluß gekommen, daß jene Räume in den Lagern Auschwitz und Majdanek, die laut straf­rechtlich durchgesetztem Dogma als Menschengaskammern gedient haben sollen, nicht als solche hätten dienen können. Auf mich als Jungchemiker war dabei besonders beeindruckend, daß Leuchter als eines seiner Argumente anführte, in den Gemäuern der vermeintlichen Gaskammern von Auschwitz könne man keine chemischen Spuren jenes Giftgases finden, das dort laut vielen Zeugenaussagen zum Massenmord verwendeten worden war.

Bezüglich der Einzelheiten meines weiteren Werdegangs in dieser Angelegenheit darf ich den geneigten Leser auf anderweitige Schriften verweisen.[3] Wichtig im Zusammenhang dieses Buches ist lediglich, daß Mohlers Buch mich veranlaßte, diesen Leuchter-Bericht zu bestellen (Mohler hatte liebenswürdigerweise gleich die Bestelladresse im Buch angegeben). Trotz einiger von mir bei der Lektüre entdeckter offenbarer inhaltlicher Schwächen war diese Broschüre doch beeindruckend genug, um mich ganz gehörig aus meiner Bahn zu werfen, hatte ich doch bisher im wesentlichen an die unverrückbare Wahrhaftigkeit der gängigen Holocaust-Version geglaubt. Ich fing an, über die diversen Angaben und Behauptungen Leuchters zu grübeln, kam jedoch zu keinem greifbaren Ergebnis. Forschung alleine, so wurde mir bald klar, konnte meine Zweifel beseitigen und meine vielen Fragen beantworten.

Einige Monate nach meiner ersten Lektüre des Leuchter-Berichts entschied ich mich, irgendwie herauszufinden, ob sich noch jemand außer mir – Chemiker, Physiker, Ingenieure – über das Thema seinen Kopf zerbricht. Gegen Ende 1989 sandte ich in diesem Zusammenhang auch einen Brief an Ernst Zündel. Dieser Schritt ist mir damals nicht leicht gefallen, da mir damals unwohl bei dem Gedanken war, mit jemandem Verbindung aufzunehmen, der offenbar das war, was die Öffentlichkeit einen “Nazi” nennt. Heute kann ich über meinen damaligen Pawlowschen Reflex nur noch schmunzeln, denn inzwischen nötigt die Veröffentlichkeit mir das gleiche Schimpfwort auf.

In meinem Brief an Ernst Zündel bat ich ihn, mir die Namen und Kontaktadressen von Personen mitzuteilen, die insbesondere bezüglich der chemischen Fragen schon forschend tätig waren. Ich hoffte nämlich, mich diesen doch sicher schon laufenden Forschungen anschließen zu können.

Meine Enttäuschung war groß, als ich von Ernst Zündel die Nachricht zurück erhielt, ich sei der erste Chemiker, der sich in dieser Sache bei ihm meldet und seine Hilfe anbot. Nun, ich hatte nicht gerade ihm meine Hilfe angeboten, sondern eher um Namen und Adressen von Fachleuten gefragt, denen ich helfen wollte. Als frisch diplomierter Chemiker, der damals gerade seinen Wehrdienst ableistete, sah ich mich kaum in der Lage, selbst forschend tätig zu werden. Also legte ich das ganze Projekt erst einmal zu den Akten.

Das änderte sich gegen Ende 1990, als ich am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart anfing, an meiner Doktorarbeit in theoretischer Kristallographie zu basteln. Zwar bot mir diese Tätigkeit keinerlei Möglichkeit, zum Thema “Auschwitz” forschend beizutragen. Allerdings war ich damals nicht nur nach Stuttgart gezogen, um meine Promotion durchzuführen, sondern auch, weil ich damals in ein Mädel verliebt war, die dort drunten wohnte…

Wie das Schicksal es wollte, zerbrach diese junge Liebe allerdings kurze Zeit, nachdem ich nach Stuttgart umgezogen war. Mein gebrochenes Herz hielt es damals abends und am Wochenende nicht in meiner einsamen Studentenbude aus, und so suchte ich mir Ablenkung… und fand sie in der forensischen Forschung zu brandheißen geschichtlichen Fragen.

Da sage keiner, die Frauen regieren nicht die Welt!

Ich traf Ernst Zündel das erste Mal gegen Ende 1991, als er wegen seines ersten deutschen Prozesses in Deutschland anwesend war. Ich erinnere mich lebhaft, wie ich damals mit Ernst über die Felder von Leinfelden spazierte und wir allerlei Dinge besprachen. Ich glaube, wir waren uns gegenseitig sofort sympathisch. Eines der Themen, die wir damals besprachen, war mein eigenes Gutachten über die Gaskammern von Auschwitz. Es befand sich damals im Endstadium, und Ernst Zündel war daran interessiert, die Urheberrechte dafür zu erwerben. Ich hatte damals allerdings gewisse Vorbehalte, mein Gutachten in solch einen umstrittenen Zusammenhang wiederzufinden, so daß ich sein Angebot dankend ablehnte.

Es sollte bis ins Jahr 2000 dauern, bis ich wieder Gelegenheit bekam, Ernst Zündel zu treffen: als Flüchtling in den USA. Mein tiefes und breites Engagement für die kritische Geschichtsschreibung hatte mich in Deutschland auf einen frontalen Kollisionskurs mit allen dortigen Mächten gebracht. Dementsprechend waren sie alle hinter mir her wie der Teufel hinter der armen Seele. Also setzte ich mich Ende 1999 in die USA ab, wo ich in der ersten Zeit vom Ehepaar Dr. Robert und Elda Countess in der Nähe von Huntsville, Alabama, wie ein Sohn aufgenommen wurde.

Mit Dr. Bob fuhr ich dann im Jahr 2000 eines nebligen Tages nach Tennessee, wo wir das Ehepaar Zündel in ihrem neue Domizil besuchen durften. In den folgenden Jahren traf ich Ernst hin und wieder zu Gesprächen. Eine nähere Beziehung entstand jedoch nicht.

Das änderte sich erst im Herbst 2007 – als wir für ein paar Monate auf der gleichen Etage im gleichen Flügel der Justizanstalt Mannheim einsaßen. Wir beide hatten damals gerade das Trauma einer Abschiebung aus den USA und eines Schauprozesses vor einem deutschen Scheingericht durchlebt. (Genau gesagt hatte Ernst zwei solche Prozesse über sich ergehen lassen müssen: erst in Kanada, dann in Deutschland.)

An jenem erinnerungswürdigen Nachmittag machte ich wie üblich in meiner Gefängniszelle mein Krafttraining mit selbstgebastelten Gewichten (je zehn Milchtüten in einem unten zugeknoteten Unterhemd). Ich hatte von einem der Wärter vernommen, daß Ernst an jenem Tag vom Untersuchungstrakt in die Strafvollzugsabteilung verlegt werden sollte, in die ich erst wenige Wochen zuvor verlegt worden war. Obwohl meine Zelltüre hätte geschlossen sein sollen, waren die Wärter so lieb, meine Türe offen zu lassen (Vorzugsbehandlung für gutes Benehmen), so daß ich in den Flur gehen konnte  – was ich aber kaum je tat, denn dort konnte man im wesentlichen nur folgende unattraktive Dinge finden: Schmutz, Lärm und Kriminelle… :)

Ich machte gerade meine Trizeps-Übungen, als die Tür aufging und Ernst breit grinsend in der Tür stand. Welch ein Wiedersehen! Nach so vielen Monaten der Entbehrungen und Entwürdigungen endlich jemand, dem man voll vertrauen konnte, der einen völlig verstand, der meinen Leidensweg selber durchgemacht hatte – und schlimmer gar! In den folgenden zwei oder drei Monaten war es uns dann möglich, uns in unserer “Freizeit” – Zellaufschluß zwischen 17:30 und 21:30 – viele Stunden täglich zu unterhalten. Entweder wir saßen zusammen in (zumeist) seiner Zelle oder wir spazierten im Flur auf und ab und sprachen uns das erste Mal so richtig aus.

Später wurde ich in einen anderen Flügel verlegt, so daß wir uns ab da nur noch ab und zu beim Hofgang trafen, aber noch den vielen Wochen des Redens waren uns ohnehin die Themen etwas ausgegangen, so daß dies nicht unbedingt ein großer Verlust war.

Eigentlich hätte es gar nicht passieren dürfen, daß wir beide im Gefängnis aufeinander trafen. In unseren Akten stand nämlich in roter Schrift dick und fett: “Tätertrennung!” Die räumliche Trennung von Mittätern gibt es normalerweise nur während der Untersuchungshaft, damit die Täter (bzw. Tatverdächtigen) ihre Aussage nicht abstimmen können. Aber in unseren Verfahrensakten stand klar und deutlich, daß es keinerlei Hinweise darauf gibt, daß wir beide jemals irgend etwas gemeinsam unternommen, geschweige denn verbrochen hätten. Dementsprechend waren wir auch nie zusammen wegen irgend etwas angeklagt worden. Wieso dann also “Tätertrennung”, und das sogar noch während der Strafhaft, also nach Inkrafttreten des Urteils?

Nun, bei uns beiden will man um jeden Preis verhindern, daß wir uns gegenseitig in unseren Ansichten bestärken. Wohl gemerkt: In Deutschland gibt es keine politischen Gefangenen, niemand kommt wegen seiner Ansichten ins Gefängnis, und jeder darf sich seine Meinung frei bilden und sie dann auch äußern. Es sei denn…

Die vielen Drogendealer im Gefängnis waren freilich nie in Gefahr, sich gegenseitig in ihren Ansichten zu bestärken, weshalb man bei denen keine Anstrengungen macht, sie zu trennen. Dementsprechend gibt es in Deutschland keinen Ort, an dem es einfacher ist, an Drogen heranzukommen, als in deutschen Gefängnissen. Fast jeder zweite Knasti kann einem da weiterhelfen…

Als die Bild-Zeitung im Januar 2008 herausfand, daß Ernst und ich im gleichen Gefängnis saßen und unsere Gedanken austauschten, veröffentlichte die Mannheimer Lokalausgabe der Bild einen großen Artikel über uns. Es sei ein Skandal, las man dort, daß wir beiden bösen Buben im Gefängnis miteinander reden könnten! Noch nicht mal im Gefängnis will man uns miteinander sprechen lassen…

Ich nahm diese Gelegenheit beim Schopf und beantragte mit Hinweise auf das “öffentliche Interesse” meine Verlegung in ein anderes Gefängnis. Der Antrag wurde rasch genehmigt, und so wurde ich gegen Ende Februar 2008 nach Rottenburg am Neckar verlegt. Mein wirklicher Beweggrund für die Verlegung war freilich nicht das öffentliche Interesse bzw. mein Seelenheil, sondern vielmehr meine Familie: Ich wollte so nahe wie möglich beim Wohnort meiner Kinder aus erster Ehe sein, damit diese mich regelmäßig besuchen konnten. Da zwischen Ernst und mir alles Wesentliche gesagt war, kam mir der Bild-Artikel wie gerufen.

Seit jener Zeit habe ich Ernst nicht wieder gesehen. Und dennoch haben mir diese Monate ermöglicht, den wahren, elementaren Ernst kennenzulernen. Vielleicht liege ich falsch, aber ich behaupte einfach einmal, daß es außer seiner engsten Familie keine anderen Menschen gibt, die Ernst nun besser kennen als ich. Wenn man Woche für Woche im Knast unter der Gemeinschaftsdusche gestanden hat, dann kennt man ein­ander.

Wer ist also Ernst Zündel?

Unter den Häftlingen war Ernst sehr beliebt, weil er jedem gegenüber stets höflich und immer hilfsbereit war. 70-80% der Gefängnisinsassen sind Ausländer – Türken, Kurden, Polen, Russen, Araber, Afrikaner. Alle konnten sie zu Ernst kommen, ihr Herz bei ihm ausschütten, von ihm Rat bekommen und auf seine Hilfe rechnen. Das ist Ernst, und das ist er schon immer gewesen: freundlich, friedlich, warmherzig, hilfsbereit, ein guter Zuhörer, und selbst unter den schlimmsten Umständen immer zu einem Scherz bereit und in der Lage, andere moralisch aufzurichten. Er war insbesondere auch unter den Vollzugsbeamten sehr beliebt aufgrund seiner Freundlichkeit, Höflichkeit und seiner hervorragenden Manieren.

Nur eines halte ich Zündel vor: “Do as I say, not as I do” ist kein überzeugendes Argument, wenn es um einen gesunden Lebensstil geht![4] You hear me, Ernst? :)

Wer in den Massenmedien, von der Justiz, von Politikern oder “Meinungsführern” etwas über Ernst Zündel erfährt, der bekommt freilich einen ganz anderen, in gewisser Weise einen gegenteiligen Eindruck von ihm. Von seinen Feinden wird er seit Jahrzehnten als Hasser und Volksverhetzer dargestellt, die ihn wegen dieser Unterstellung jahrzehntelang verfolgt haben und ihn schließlich einkerkerten. Das Zerrbild, welches diese Menschen von Ernst zeichnen, könnte grotesker kaum sein.

Die Wahrheit ist, daß nicht Ernst ein Volksverhetzer ist, sondern daß die Mächte, die ihn verfolgten und verfolgen, die ganze Welt gegen ihn und seinesgleichen verhetzten und verhetzen. Umgekehrt wird folglich ein Schuh daraus!

Wo und wann auch immer der Leser auf Verleumdungen Ernst Zündels trifft, mag er daher folgende Weisheit im Sinn behalten, die mein väterlicher Freund Dr. Robert Countess, Gott hab ihn selig, geprägt hat:

Die Wahrheit ist Haß in den Augen derer, die die Wahrheit hassen.

Und das ist die Wahrheit!

Germar Rudolf
irgendwo in Mexiko
28. September 2010


Notes

[1]    Armin Mohler, Vergangenheitsbewältigung, Seewald, Stuttgart 1968; ders., Vergangenheitsbewältigung oder wie man den Krieg nochmals verliert, Sinus-Verlag, Krefeld 1980.

[2]    Armin Mohler, Der Nasenring: Im Dickicht der Vergangenheitsbewältigung, Heitz & Höffkes, Essen 1989.

[3]    Vgl. z.B. G. Rudolf, Kardinalfragen an Deutschlands Politiker, Castle Hill Publishers, Hastings 2005, S. 15-58; online: www.vho.org/D/kadp.

[4]    “Mach’s so, wie ich’s sage, nicht wie ich’s tue“. Wenn Ernst bezüglich einer Sache als Fanatiker bezeichnet werden kann, dann bezüglich gesunder Ernährung – allerdings mehr im Geiste als in der Tat, wovon seine Badezimmerwaage ein Leid zu klagen weiß…